Die gesammelten Gedichte von Thomas Brasch liegen zwar noch immer ungelesen auf meinem Schreibtisch, doch zumindest kann ich dank Masha Qrella die eine oder andere Passage in-und auswendig. Mit der Verarbeitung dessen Texte ins Songformat wagt sich Masha Qrella zum ersten Mal in ihrer doch auch schon langen Musikerinnenkarriere in das Terrain des deutschen Textformats. Dazu spielt sie eher ruhige Popmusik der unterschwellig-melancholischen Sorte. Manchmal, so wie in Geister oder Maschinen, darf es auch etwas technoider werden. Die Beats erinnern dann angenehm an einen ausklingenden Clubabend und vermitteln dem Album das gewisse Etwas ohne jedoch den melancholisch-grauen Faden zu verlieren. Ein Album für die einsame Insel.
#2021 – The Year In My Ear – Platz 3
The Weather Station – Ignorance
Als bekennender Fan der anspruchsvollen und populären Musik kam man 2021 nicht an The Weather Station vorbei. Ignorance, auch wenn einiges angenehm stark an Fleetwood Mac‘s Tango in the Night erinnert, ja generell einen ziemlichen 80ies Folkrock-Vibe hat, wird man auf der Platte immer mal wieder überrascht. Sei es mit wilden Jazzeinlagen oder pompös synthetischen Melodieneinsprengseln, die nicht mehr aus dem Hörgang verschwinden möchten. Das ignorieren, unmöglich!
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#2021 – The Year In My Ear – Platz 4
In irgendeinem Little Simz Review stand mal. das Sometimes I Might Be Introvert Rapmusik für Menschen ist, die eigentlich mit Rap oder Hip Hop nicht so viel anfangen können. Also genau das richtige für mich. Filigrane Reime sind hier ebenso Programm wie Hochgeschwindigkeits-Storytelling, doch die Rezeptur wurde wunderbarst mit Bläsern, barocken klassischen Klängen, Soul, R&B , Afrobeat, Funk und weiss der Geier was verfeinert. Und wie geil sind eigentlich die Samples auf dem Album! So muss Popmusik der 20er Jahre klingen.
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#2021 – The Year In My Ear – Platz 5
Low – Hey What
Alles andere als eingängige Kost gibts es auf dem 2021-er Output des Ehepaares Parker/Sparhawk. Lärmige und verzerrtere Gitarrenschlaufen, ambiente Passagen, tiefe Bässe und zuckersüsse Melodien werden auf Hey What zu einer einzigartigen und zerstörerischen Schönheit zusammengebastelt. Manchmal aber auch etwas nervig, da man nicht weiss ob nun das etwas in die Jahre gekommene Hi-Fi System – hat immerhin schon 36 Jahre auf dem Buckel – am Geist aufgeben ist, oder halt doch alles nur so von Low einstudiert ist. Eines ist jedoch sicher, Hey What wird ein Album sein, dass mir in Jahren noch (besser) gefallen wird, da absolut einzigartig und zeitlos. Platz 5 nur deshalb, weil die anderen noch kommenden vier Alben ein paar Rotationsrunden mehr verbucht haben.
Shatten – Falsche Fährte (2021; Shatten)
Tocotronic haben letzte Nacht ein weiteres Biest für ihr Ende Januar 22 erscheinendes Album Nie wieder Krieg auf die Menschheit losgelassen. Topsong. Aber eigentlich habe ich ja gar keine Zeit um aktuell Tocotronic zu hören. Denn…. die ebenfalls aus Hamburg stammenden Shatten drehen derzeit nonstop auf dem Plattenteller – gut hab ich seit dem Sommer wieder so ein Vinylabspielgerät. Was für dein Debüt. Was für eine Platte. Zackig emotionaler Punkrock der mich angenehm an die Hamburger Schule erinnert. So gut! Und Falsche Fährte, was für ein Song. Die hausinternen Jahreschart werden nochmals ordentlich durcheinander gewirbelt. Highly recommended!
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Tiny Vipers – Swastika (2007; Hands Across The Void)
Die beiden auf dem nordwestamerikanischen Kult-Label Sub Pop erschienen Alben von Tiny Vipers strotzen nur so von beklemmender Melancholie und hermetischer Trostlosigkeit. Immer ungemein berührend und ganz wichtig, Tiny Vipers driftet nie ins weinerliche ab. Die Musik entsprechend spärlich instrumentiert. Akustische Gitarre, viel Hall und eine wenig Marble Index, das Muss reichen. Ein Soundtrack, aufgenommen für den nie enden wollenden Winter. Oder für die wohl bald wieder kommenden Tage in der Isolation.
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