Letzter Arbeitstag des Jahres! Pendenzen sind abgearbeitet, das Homeoffice aufgeräumt, somit noch etwas Zeit sich im Nostalgiebad zu suhlen. Auch wenn ich von der berühmt berüchtigten Vorweihnachtsstimmung bislang noch rein gar nichts aufgesogen habe, freue ich mich langsam ein wenig auf die kommenden Feier- und Feststage, vor allem aber auf die Ferien. Und so höre ich mir zur Einstimmung auf eben diese Tage noch durch ein paar Empfehlungen aus diversen Jahresendlisten. Man will ja nicht alles verpasst haben. In zahlreichen dieser Listen tauchen da auch War on Drugs auf. Ein Band, der ich eher zwiespältig gegenüber stehe und grundsätzlich immer ein wenig überbewertet fand. Klar, der 80-er Vibe spricht mich schon auch an, besonders in Momenten wie diesen. Dann bekomm ich bei den ausufernden Songs gerne mal Gänsehaut, wobei auf dem neuen Album der längste Song “nur” noch sechseinhalb Minuten dauert. Jedoch muss man auf I Don’t Live Here Anymore wiederum feststellen, dass doch viele Songideen (dreist?) geklaut sind. Das Intro zum Titelsong zum Beîspiel. Ist halt doch mehr Boys of Summer als einem kurz vor Weihnachten lieb ist. Oder irgendwo meinte ich auch die In The Air Tonight Gedenkfanfare aufgeschnappt zu haben. Generell hört man auf I Don’t Live Here Anymore viel mehr Synthies als früher, was mir persönlich ganz gut gefällt und so ertappe ich mich nun doch schon seit ein paar Stunden am Repeattaste bedienen. Manchmal ist es halt schon schön, wenn man sich per Knopfdruck auf eine kleine Zeitreise beamen kann.
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Snail Mail – Heat Wave (2018; Lush)
Noch schnell diese Nummer da, bevor dann (vorerst) alles vorbei ist. Ich zähl bis zum erlösenden Gewitter dann schon mal die Sekunden. Snail Mail gehört übrigens auch zum ziemlich anständigen Line-Up des diesjährigen Zürich Openairs, welches ich nun dank eines Sponsors doch noch besuchen werde. Dummerweise spielt die Lindsey Jordan schon am frühen Nachmittag des Freitages und so werde ich die Show wohl leider verpassen. Definitiv nicht verpassen werdet ihr den legendären Fratzenbuch-Liveticker vom Festival. Es wird dieses Jahr keinen geben. So, und nun nochmals kalt duschen.
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Elliott Smith – Ballad of Big Nothing (1998; Either/Or)
Der Winter hat die Schweiz für ein paar Tage fest im Griff. Letzte Nacht wurde selbst in Zürich herrliche -15 Grad gemessen. Was ja noch vor 25 Jahren Gang und Gäbe war, also Dauerfrost und Schnee bis in die tiefsten aller Niederungen, wird immer mehr zur Seltenheit. Umso mehr dann die Freude meinerseits, wenns mal ein paar Tage so richtig arschkalt ist und die einstig stolze Alpennation im Chaos versinkt, sprich ein bitzeli (prognostizierter) Schnee auf der Strasse und sämtlicher Verkehr landauf, landab liegt brach. Landesvater Wilhelm Tell dreht sich vermutlich seit Tagen im Grabe um. Diese “arktischen” Temperaturen erinnern mich nun auch wieder vermehrt an meine 4-monatige Reise kreuz und queer durch die USA sowie in die angrenzenden kanadischen Grossstädte. Der Winter 98/99 gehört dadrüben in den Wettterstatistiken zu einem der härtesten bislang. Der dazugehörige Blizzard unvergessen. Ich selbst trieb mich während der übelsten Zeit mit nur einer dünnen Lederjacke bekleidet bei Tagestemperaturen von -18 Grad in Minneapolis rum. Mich sollte es später dann krankheitshalber noch ordentlich flachlegen. Minneapolis war damals erst die 3. Station meiner Reise. Beginnend in Vancouver und einem längeren Stop in Seattle liess ich Montana wetterhalber sausen und fuhr mit dem Zug 36 (sechsunddreissig!!!) ununterbrochene Stunden vom Staate Washington rüber ins ziemlich langweilige Minneapolis. Glaubt mir, 36 Stunden in einem auch für amerikanische Verhältnisse kleinen und unbequemen Sessel können ungemein lang werden. Immerhin gab es für kurze Zeit einen freien Platz im Panoramawagen und ich durfte so die herrliche Aussicht während der Fahrt durch den Glacier National Park geniessen. Sonst beschränkte sich die Beschäftigung hauptsächlich mit lesen, dösen und Musik hören. Sich masslos, ja generell, zu betrinken war leider nicht möglich und ist in den Staaten aus gesetzesgründen bekanntermassen unter Normalsterblichen auch nicht en vogue. Suchbefriedigung derweil nur mit Musik möglich. Von Zuhause hatte ich ein paar wenige MiniDiscs mit Lieblingsmusik mitgenommen. Wenn man längere Zeit aus dem Rucksack lebt, ist nicht viel Platz für Luxus. Unter anderem hatte ich die bis dato komplette Discographie des Songwriters Elliott Smith mitdabei. Elliott Smith hatte ich auch erst ein paar Wochen vor der Abreise entdeckt und war ab seiner Version der Singer/Songwriter-Musik mehr als nur begeistert. Man durfte damals getrost vom Status aktueller Lieblingsmusiker sprechen und so liess ich es mir auch nicht nehmen, den guten Mann in Seattle live zu begutachten. Die Show war zwar längst ausverkauft, mit etwas Glück und Connections via Jugendherberge gab es dann aber noch ein Happy End für mich. Vorband damals übrigens die noch ziemlich wütigen Modest Mouse, die gerade das Erbe des Indierocks antraten.
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Sebadoh – Spoiled (1991; III)
September 91, wir hatten es gestern davon. Definitiv ein grandioser und wichtiger Monat in der Popgeschichte. Unbedingt erwähnt hätte auch III von Sebadoh werden müssen. Das Album ist ja sowas wie das Nevermind des Indierocks und hat nach Veröffentlichung Generationen von Bands im amerikanischen Untergrund zu Grosstaten inspiriert. Mit Spoiled findet man darauf auch gleich meinen allerliebsten aller liebsten Sebadoh-Songs . Der wurde 4 Jahre später dank dem Film Kids, wo er passend wie die Faust aufs blaue Auge im Abspann lief, gar semi-berühmt.
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Tocotronic – Zucker (2015; Tocotronic)
Gestern Nacht, auf der Suche nach einem Betthupferl, bin ich bei leichtem Regenfall noch ein wenig in der Münchner Innenstadt rumgeirrt. In einer Dönerbude dann von den tragischen Vorkommnissen in Paris gehört und später im Hotel dann noch bis tief in die Nacht Sondersendungen dazu im TV geguckt (geplant war ursprünglich die grandiose Leistung der Schweizer Fussballnati bei einem letzten Bier in der Zusammenfassung). Heute morgen, schon um 7 Uhr 30 von der Baustelle vor dem Fenster geweckt worden (liebe Münchner, kennt Ihr kein Wochenende?) und somit, nachdem das mit dem Schlafen nicht mehr ging, ziemlich erschlagen am Gärtnerplatz erstmal einen Schale Milchkaffee und ein Glas Orangensaft zur Wiederbelebung der inneren Geister genehmigt. Mit etwas Zucker im Blut fühlte ich mich dann doch etwas besser und nach einem Spaziergang an der Isar sowie einer Leberkässemmel sogar fast wieder wie neu geboren. Somit sollte ich für die Huldigung der womöglich besten Band der Welt heute Abend im Münchner Zenith mehr als bereit sein. Einen Mittagsschlaf gönn ich mir nun trotzdem. Let There Be Rock!
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The Wannadies – Might Be Stars (1994; Be A Girl)
Der gestrige Start in die Woche war eine übler Schlag ins Gesicht. Schlechter gehts fast nicht mehr. Schon nach einer Stunde im montäglichen Leben wurden alle Hoffnungen auf ein Besseres zerstört und zunichte gemacht. Aber das Leben geht bekanntlich weiter und somit wird auch bald die gute Laune, das positive Weltbild, die innere Ruhe und weiss der Geier was zurückkehren. Ein paar luftige Popsongs können dabei sicherlich nicht schaden und somit übergebe ich das Wort den Wannadies und lass mich von der vordergründlich guten Laune inspirieren.
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