Ein Hit-Monster von einem Album, das zugleich Soundtrack zum x-ten Lockdown sein könnte. Doch beim Hören von Monsters fühlt man sich alles andere als allein. Zwar bebt, pluckert und rauscht es manchmal bedrohlich, an der Oberfläche ist es jedoch warm und harmonisch. Monsters ist aber auch der perfekte Begleiter nach einer durchzechten Nacht. Also für den Moment, wenn man sich für das auszappeln in der heimischen Stube oder für den eher gemütlichen Runterkommer am Küchentisch entscheiden muss. Funktionieren tut unter den breiten Einflüssen aus Soul, Jazz und Pop, die wiederum mit allerlei Streichersätzen, Samples und vertrackten Rhythmen zu einer audiophilen Wundertüte verarbeitet wurden, beides gut. Macht auch nach 100x Hören noch riesig Freude.
Alles andere als eingängige Kost gibts es auf dem 2021-er Output des Ehepaares Parker/Sparhawk. Lärmige und verzerrtere Gitarrenschlaufen, ambiente Passagen, tiefe Bässe und zuckersüsse Melodien werden auf Hey What zu einer einzigartigen und zerstörerischen Schönheit zusammengebastelt. Manchmal aber auch etwas nervig, da man nicht weiss ob nun das etwas in die Jahre gekommene Hi-Fi System – hat immerhin schon 36 Jahre auf dem Buckel – am Geist aufgeben ist, oder halt doch alles nur so von Low einstudiert ist. Eines ist jedoch sicher, Hey What wird ein Album sein, dass mir in Jahren noch (besser) gefallen wird, da absolut einzigartig und zeitlos. Platz 5 nur deshalb, weil die anderen noch kommenden vier Alben ein paar Rotationsrunden mehr verbucht haben.
Der Tag war noch ziemlich jungfräulich, als heute Morgen beim ersten Kaffee der gute alte David Sylvian für das passende Ambiente zum Sonnenaufgang sorgen durfte. Backwaters, was für ein wundervoller Song von einem ebenso wundervollen Album. Der Leser mag sich nun fragen, warum der Schreiberling um diese Zeit schon aktiv war. Es muss wohl an der im fortschreitenden Alter nicht untypischen senilen Bettflucht liegen, anders kann ich mir das bei bestem Willen auch nicht erklären.
Apropos erklären: #wirwerdendannhaltimJahr2022Weltmeister. Verdiente Niederlage im Achtelfinale gegen ein äusserst bescheidenes Schweden. Aber wer so ideenlos und vor allem ohne Herz kickt, der hat an einer Endrunde eigentlich nix verloren. Ukraine, Polen und nun Schweden, so viel Losglück hat ja im Normallfall nicht mal die Mannschaft. Und wer an solch mediokren Mannschaften scheitert ist selber nicht mehr als ähm medioker. Dafür ist nun wieder etwas mehr Zeit für die Konsumation von Musik vorhanden. Ich wollte mich ja schon immer mit dem Schaffen von David Sylvian nach 1999 befassen. Mit der aktuell stramm fortschreitenden Reduzierung der Fussballspiele im TV eigentlich eine ganz lösbare Aufgabe. Eigentlich….
Die Fussballweltmeisterschaft Ausgabe 2018 ist bislang ja ziemlich aufregend. Angefangen von den Schwierigkeiten der «Grossen» und deren zahlreichen Last-Minute Toren zu den meist doch inexistenten Video-Schiedsrichtern bis hin zu all den kleinen Skandalen, die medial bis ins hinterletzte Detail ausgeschlachtet werden. Nicht zu vergessen, «Susi» Neymar’s Spaghetti auf dem Kopf. Nur die Qualität der Matches dürfte in den meisten Fällen doch noch etwas höher sein.
Bei so viel Tohuwabohu kann das scheinbar Unaufgeregte in Form von zeitloser Musik mal ganz gut tun. Da kommt Any Day, der neueste Streich der Post Rock-Veteranen The Sea and Cake gerade richtig. Und wie bei den Vorgängern gilt auch hier: Wo The Sea and Cake draufsteht ist auch 100%-ig The Sea and Cake drin. Ganz zwanglos trifft Easy-Listening-haftende Schwerelosigkeit auf melancholisch-luftigen Gesang, dazu eingejazzte Gitarren, eine Prise Bossanova sowie obendrauf, ganz viel präzise, auf den Punkt gespielte Popmusik. Macht so richtig Freude und man darf gestrost behaupten, dass auch nach fast 25 Jahren immer noch kein schlechtes Album von TS&C auszumachen ist. Im Gegenteil. Anspieltipp.
Die freie Zeit war diese Woche besonders kostbar. Einarbeitung im neuen Job sowie einräumen und putzen der Wohnung nagten am Energiehaushalt. So musste man sich beim Entdecken neuer Musik auf die Rezensionen der gängigen Magazine und Blogs dieser Welt verlassen. Durchwegs gut Kritiken bekam unter anderem die neue Scheibe von Roger Waters, seines Zeichens Mitbegründer von Pink Floyd. Drei Hörgänge später muss ich dann aber doch enttäuscht schlussfolgern, dass alles ganz nett klingt, aber auf Albumlänge extrem generisch ist. Somit möchte ich nicht näher auf dieses doch ziemlich mediokre Album eingehen und stelle doch lieber mal wieder einen Lieblingssong in den weltweiten Raum. Died Laughing vom einstigen Obermacker und Muskelprotz Keith Caputo war damals doch sehr überraschend poppig und somit ein doch ziemlich extremer Schritt weg vom Hardcore seiner Stammkapelle Life of Agony. Daraus zu hören gibt es das wundertolle und leicht melancholische Selfish. Im Leben von Keith sollten dann in den folgenden Jahren noch einige andere, ziemliche sichtbare Veränderungen folgen.
Einmal Lärm und zurück. Geplant wäre heute ein Song aus meinem liebsten Duran Duran-Album gewesen. So sehr ich ja den musikalischen Lärm und das chaotische Pendent auch mag, es gibt fast nichts schöneres als die ganz grossen Popmomente. Doch kam mir gestern via Fratzenbuch der gute Gerhard vom befreundeten Kulturforumin die Quere. Postete er doch in der Zuckerberg-Community einen Link zum einem lesenswerten Artikel aus dem aktuellen Metal Hammer. – die Printausgabe ist da noch etwas ausführlicher -über die ziemlich kreative Church of Ra, die ich bis dato nicht kannte. Fasziniert vom diesem Künstlerkollektiv, verbrachte ich die komplette Mittagspause mit dem Anhören der darin erwähnten Musik. Selbst meine tägliche Suchtbefriedung mittels Online-Scrabble war für einmal nebensächlich. Nebst so schönen Sachen wie CHVE und Oathbreaker, hat es mir vor allem die Sludge-Doom-Post-Metal-weiss der Geierwally was-Combo Amenra sehr angetan. Herrlich wie sich im heutigen Lied des Tages die Musik über viele Minuten aufbaut, der “Sänger “sich dabei so richtig übel auskotzt und dann wie aus dem Nichts alles ineinander einstürzt. Geil.
Sonne scheint, Kind schläft. Guter Zeitpunkt um Klaviergeklimper und Ambientgerausche gegen einen waschechten Popsong, ja Pophit, einzutauschen. Über RNDM, die heutigen Protagonisten, bin ich letzthin eher zufällig gestolpert. Wie und wo weiss ich schon gar nicht mehr, nur das mir Ghost Riding auf Anhieb superbstes gefallen hat. Im Anschluss das Weltweitenetz nach RNDM abgeklappert und siehe da, ein gewisser Jeff Ament, der Pearl Jam-Mann, wurstelt da mit. Pearl Jam Nebenprojekte sind tendenziell ja eigentlich immer ganz anständig, ja teilweise sogar richtig super (Three Fish, Temple of The Dog). RNDM klingt aber überhaupt nicht nach Pearl Jam, Grunge oder sonstigem Nordwestamerika-Alternativ-Rock. Da fühle ich mich beim Hören doch viel eher an poppigen Seiten der Flaming Lips erinnert. Und bevor ich es vergesse: Joseph Arthur Fans sollten hier sowieso auch mal reinhören, denn dieser ist für Gesang und Gitarrenspiel bei RNDM verantwortlich. Gute Sache also.
Throwback Thursday. Äusserst süffig und eingängig, auch das muss mal sein. Man kann ja über Simply Red denken was man will, mit A New Flame und dem Follow Up Stars hat der gute Mick Hucknall doch zwei ziemlich anständige Alben im Repertoire., die zudem, dank viel weissem Mann-Soul, auch heute noch gut funktionieren würden. Ich zumindest hab damals fleissig die eine oder andere Simply Red-Single während der sonntäglichen DRS3-Hitparade auf Kassette gepresst und später zu Lieblingsliedern deklariert. Besonders von It’s Only Love konnte ich lange nicht genug bekommen. Klassiker.
Schon vor über 2 Dekaden wollten Tocotronic wissen, wer denn nun das Wochenende erfunden hat und stellten fest, dass die Menschheit daran zu Grunde geht. Daran mitschuldig: die vielen Verwandtenbesuche. 22 Jahre später hat sich die Problematik kaum verändert und I Hate The Weekend schallt noch immer aus den Mündern diverser Menschen. Wobei die ja gar nicht so unrecht haben! Seit ein paar Wochenenden – auch am kommenden – schiebt sich regelmässig und immer überpüntklich eine Schlechtwetterfront vor die Sonne, zumindest hierzulande, und verjagt die, während der Woche in mühsamer Kleinstarbeit produzierte, gute Laune im nu wieder. Zum Glück regnet es im Wohnzimmer nicht und somit kann man sich, anstatt in der Gelateria mit italienischem Eis, zu Hause auf dem Sofa einrichten und zum Beispiel sich mit der euphorisch bunten Mischung der aus Seattle stammenden Band Tacocat beschäftigen. Hier trifft Pop und Punk gekonnt auf Riot Girl Attiüde und Surfrock. Alles sorgsam verpackt mit rosa Haaren und enorm spassigen Texten und garantiert besser als irgendwelche Gelati.
Und hier noch der Beweis für das kommende Wochenende:
Sarah Blasko, nach zwei wirklich guten Gitarrenpopalben, zwischenzeitlich in die ziemlich durchschaubaren Fänge der Artsy-Fartsy-“hach, ich bin so introvertiert”-Klavier und Heulsusen-Sekte geraten (von dessen Anhängern es definitiv schon zu viele gibt), hat Ende letztes Jahr mit Eternal Return endlich mal wieder ein ganz gutes, stellenweise sogar fantastisches (Achtung!) Synthie-Popalbum abgeliefert. Die Sorte Musik also, die derzeit im australischen Sommer hoch im Rennen ist, und somit mit grosser Bestimmheit auch mir in ein paar Monaten dann noch grössere Freude bereiten wird.