Tag Archives: Steve Reich

Tocotronic – Electric Guitar (2018; Die Unendlichkeit)

Teenage Riot im Reihenhaus. Die nächsten 3 Monate oder so will ich nichts mehr anderes hören als die Unendlichkeit. Gestern nach der Lohnarbeit bei ein paar dunklen Weizenbieren aus dem Hause König Ludwig – für besondere Momente nur das beste – das Album 5x am Stück durchgehört. Die Verzückung ist, wie eingangs angedeutet gross. Richtig gross! Hier gibts irgendwie alles, was man sich aus 25 Jahren Tocotronic erhofft hatte und trotzdem ist auf dem 12. Studioalbum alles anders als zuvor. Poetisch, autobiographisch, ausgetüftelt und nostalgisch, um mal ein paar wenige Adjektive in den Raum zu werfen, wurde dieses erneute Überwerk  stilistisch äusserst abwechslungsreich und dichtverwoben mit Farfisa- und Hammond-Orgeln, Streicherarrangements, diversen Synthesizern, Stimmverzerrung und andere Effekten angereichert. So fallen einem bei so viel Klangvielfalt beim Hören so schöne Referenzen wie Prefab Sprout, Roxy Music, Hüsker Dü und Steve Reich ein. Und mit Alles was ich immer wollte war alles gibts auch wieder einen Slogan um die tristen Wände der globalisierten Bahnhofsunterführungen dieser Stadt zu verschönern. Repeat-Taste ahoi und somit jetzt schon Album des Jahres!

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Mario Batkovic – Quatere (2017; Mario Batkovic)

Mario Batkovic wäre ein passender Name für einen neuen Tatortkommissar. Sozusagen der lang verschollene jüngere Cou-Cousin vom Münchner Kommissar Ivo Batic. Wäre. Mario Batkovic ist weder Schauspieler noch Tatortkommissar, sondern ein virtuoser und ziemlich begnadeter Akkordeon-Spieler aus der Schweizer Hauptstadt Bern. Sein Riesentalent hat selbst ein gewisser Geoff Barrow, kreativer Kopf hinter dem Trip Hop-Legenden Portishead, erkannt und den ursprünglich aus Bosnien stammenden Musiker unter seine Fittiche genommen. Auf dem Barrow-hauseigenen Label Invada-Records wurde schliesslich vor gut 2 Wochen eine leicht upgedatete Version von Batkovics superben ersten Soloalbum aus dem Jahre 2015 wiederveröffentlicht. Batkovics düstere und kleinmotivige, rein instrumentale Liedmuster erinnern darauf sehr an die Minimal Music eines Philip Glass oder Steve Reich, also an die grossen Atmosphäriker des Repetitiven. Der Monotonie wird jedoch mit fulminanten, aber immer äusserst eleganten sowie fast schon poetischen Spannungsbögen und Improvisationen Paroli geboten. Final abgeschmeckt mit einem ordentlichen Schuss Schweizer Anarchie.
Mario Batkovic spielt übrigens diesen Samstag am Zürcher M4Music-Festival. Ein Onlinekritiker, der im vergan­genen November Mario Batkovics Soloauftritt am Le Guess Who?-Festival in einer alten Kirche im niederländischen Utrecht gesehen hatte, wollte anschliessend gleich nach Hause gehen. “Ich konnte mir einfach keine Steigerung mehr vorstellen”, schreibt er schwärmerisch. Wie eine Todesfee habe der Akkordeonist aufgespielt. Man darf also gespannt sein.

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Steve Reich – Music for 18 Musicians (1978; Music for 18 Musicians)

Diese Tage sind die für das ECM-Label getätigten Aufnahmen von Steve Reich in einem hübschen Boxset wiederveröffentlicht worden. Unter anderem ist auf dem Package auch Music for 18 Musicians, der Steve Reich-Klassiker schlechthin also, zu finden. Ein Album, das seine hypnotische Wirkung vor allem den dunkleren, regnerischen und kühleren Monaten des Jahres voll ausschöpft. So wurde kurzerhand der Soundtrack für die 33-er Busfahrt – btw immer noch die beste Buslinie Zürichs – zum 1. Liga-Fussballspiel des FC Seefeld gegen die Rüpel vom FC Wettswil-Bonstetten am anderen Ende der Stadt umgestellt. Ein guter Move, denn draussen stürmten während der Fahrt farbige Blätter wild vom Himmel. Ein schöner Anblick zur meditativ monotonen Minimal-Music Reichs. Weniger schön die Niederlage des FC Seefeld gegen den Tabellennachbarn. Da muss noch einiges an der Chancenauswertung verbessert werden und wer vor dem zweiten Gegentor so einen katastrophalen Fehlpass in der eigenen Hälfte schlägt hat im Fussball nichts verloren. Auch nicht auf Amateur-Basis.

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