Über Fiona Apple muss wohl nicht mehr viel geschrieben werden. Wer sie trotzdem noch nicht kennt, der oder die linse doch mal kurz in den lesenswerten Bericht aus dem deutschen Spiegel um ein wenig mehr über das Leben der Fiona A. sowie – natürlich – über ihr ziemlich wundervolles neues Album zu erfahren. Alles alter Kuchen, ich weiss, den Fetch the Bolt Cutters ist ja schon seit Monaten draussen – wenn ich mich recht entsinne tauchte das Teil in etwa mit dem Lockdown hierzulande im weltweiten Netz auf und wird wohl gerade deswegen als mein persönlicher Covid 19 Soundtrack in die Annalen eingehen. Und solltet ihr, analog meiner Wenigkeit, mit dem früheren Schaffen von Frau Apfel bislang nicht viel anfangen können, soll man hier trotzdem oder gerade deswegen unbedingt reinhören. Ein Meisterwerk der anspruchsvollen Popmusik!
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Fiona Apple – Relay (2020; Fetch the Bolt Cutters)
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Coldplay – Daddy (2019; Everyday Life)
Coldplay, “hüstel”. Ich war nie besonders grosser Anhänger der Band. Okay. Yellow, ein super Song ohne wenn und aber, sowie das dazugehörige Album, haben mich damals monatelang durch Australien verfolgt. Parachutes als quasi Soundtrack zu guten Zeiten. Auch das Chris-Martin-Herz-Schmerz-die Alte ist weg -Album fand und finde ich noch immer ganz ok. Der Rest war für mich aber immer sehr durschnittlicher Arena Rock mit viel Ah’s, Oh’s und Uh’s. Ich war sogar mal an einem ihrer Konzerte, das leuchtende Handymeer, die weinenden Hausfrauen und das bonoesque Getue waren mir aber zuviel des Guten und wir verliessen das Konzert noch vor dem Ende. Wieso sollte mir nun plötzlich Everyday Life, der streng politisierte Ethno-Greta-Art-Pop mit den vielen Sprachschnippseln gefallen? Ich hab keine Antwort drauf, kann aber aktuell nur behaupten, dass mir die Scheibe ziemlich gefällt. Die Sunrise Seite ist klar die stärkere, aber auch Sunset ist trotz ein paar Punktabzügen ganz dufte. Es liegt wohl auch ein wenig an der Weihnachtszeit, die mich gerne ein wenig sentimental stimmt. Da passen so wunderbar herzzereissende Songs wie Daddy nämlich ganz gut hin. Aber auch sonst ist dieses Sunset/Sunrise-Ding ein wirklich spannender Hörgenuss, fast frei von den erwähnten Ah/Oh/Uh-Refrains. Defintiv die beste Platte seit Parachutes.
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Daniel Johnston – Walking The Cow (1983; Hi How Are You)
Eddie Vedder durfte auf dem Höhepunkt der Grungewelle, es musste so Anfang 1995 gewesen sein, ein paar Stunden lang Radiomoderator spielen. Self Pollution Radio nannte er sein Baby, welches mit vielen Gästen und Lieblingsmusik aufwartete. Für einen Teilzeitgrunger wie mich damals ein gefundenes Fressen um neue Musik aus Seattle kennenzulernen. Internet war ja noch in den Kinderschuhen und die Plattenläden im nächst grösseren Kaff hatten eine sehr begrenzte Auswahl. Somit sass ich an diesem Abend vor der heimischen Stereoanlage und tapte die Show mit. Eddie spielte vor allem am Anfang viel Musik ab Konserve. Ein Song, der es mir damals brutal antat war Walking The Cow von Daniel Johnston. Ein ziemlich skurriler Song der irgendwie aus der Zeit gefallen war, vorgetragen lediglich mit einer leiernden Orgel und einer kindlichen Stimme. Leider kommentierte Eddie den Song damals nicht an oder ab und so hörte ich dieses Kleinod rauf und runter ohne zu wissen, wer dahinter steckte. Irgendwann, zig Monate und 1000 “Umdrehungen” später identifizierte ich diese naiv-kindliche Stimme auf dem ausgezeichneten Soundtrack zum Film Kids. Daniel Johnston nannte sich der ziemlich schrullige Wohltäter und war schon eine ganze Weile der Liebling des amerikanischen Untergrunds. Selbst auf der der stolzen Brust eines Kurt Cobains hatte der gute Mann während einer legendären MTV Übertragung bereits mal Platz nehmen dürfen. Der ganz grosse Erfolg sollte ihm jedoch verwehrt bleiben, auch weil ihm seine massiven psychischen Probleme immer wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Zu Beginn der 00-er Jahre herrschte nochmals ein ziemlicher Hype um den sensiblen Künstler aus Texas. Erst versammelten sich auf einer Compilation namhafte Musiker um Tribut zu zollen, später sollte gar eine preisgekrönte Doku folgen. Auch auf Tour begab er sich nochmals, wobei das Konzert damals im Zürcher El Lokal eher zu einer Art “Freakshow” verkam. Er konnte einem schon leid tun, wie er zitternd sowie aufgedunsen von Fast Food und Medikamenten verloren auf der Bühne stand. Sein letztes Album, ein Soundtrack, erschien 2012, qualitativ jedoch weit enfernt von den naiv-kindlichen Grosstaten früherer Tage.
Daniel Johnston verstarb am 10. September 2019 infolge eines Herzinfarktes. Er wurde 58 Jahre alt.
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Sophie Hunger – Leaving The Moon (2008; Der Freund OST)
Das Fratzenbuch und sein Weiss-der-Herrgott-wie-gesteuerter-Newsfeed können manchmal schon noch gut sein. Ernsthaft. Heute um 15 Uhr 24 hat nämlich ein Bekannter ein Ticket für das Sophie Hunger Konzert im Zürcher HelsinkiKlub ausgeschrieben. Es dauerte zwar nochmals 24 Minuten bis die Message mich erreichte. Zwei logistische Abklärungen später war das Ticket dann trotzdem das meinige. Ich meine, Sophie Hunger im Helsinki, da wo sie ihre ersten Solokonzerte spielte. “Wersch jo blööd”. Und so fand ich mich dann auch beizeiten in eben genannten Klub ein, holte mir an der Bar ein Weizenbier der Marke Paul und klingelte so den ziemlich intimen Musikabend mit ca. 100 anderen Nasen, darunter auch Zürichs Stadtpräsidentin, ein. Wunderbar wie sich die neuen Songs mit den alten vereinten, wunderbar wie die Lieder in teils komplett neuem Gewand daher kamen. Und das schönste: fürmal auch ein sehr angenehmes Publikum, dass für die Musik und nicht für den Austausch von Räubergeschichten da war. Somit heute alles richtig gemacht. Und die, die sich unter dem Helsinki Klub nichts vorstellen können, gucken doch einfach den Clip zu Leaving The Moon von Sophie Hunger. Und ich hör mich in der Zwischenzeit mal wieder durch den Backkatalog, den ich in letzter Zeit doch etwas vernachlässigt habe. Warum eigentlich?
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Luca Carboni – Ci Vuole Un Fisico Bestiale (1992; Carboni)
Es gibt eigentlich nichts schöneres als in einer Bar irgendwo am Mittelmehr bei Sonnenuntergang einen Negroni zu schlürfen. Doch aus logistischen Gründen, Call Me Appetite hat kurz darüber berichtet, wird die Negronihölle dieses Jahr auf den heimischen Balkon verlegt. Notti magiche anstatt an der Riviera für einmal (mehr) made in bünzli Switzerland. Damit bei der Verköstigung trotzdem noch vor dem Rausch ein wenig Urlaubsstimmung aufkommt , hab ich mir das wunderbare Fotobuch Italian Holidays von Claude Nori besorgt. Dieser bebildert mit viel Wehmut die italienischen Sommer aus einer Zeit vor dieser, einer Zeit, in der Korruption noch als cool galt und wir selber uns für die Grössten hielten. Dazu noch ein wenig Battisti, Dalla, Celentano oder den irgendwie längst vergessenen Luca Carboni aus der Musikbox scheppern lassen und die Nostalgie kann auferstehen. Alla Salute!
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Jeff Alexander – Come Wander With Me (1968)
Ein paar schöne Bilder aus dem dann doch eher langatmigen Film Brown Bunny von Vincent Gallo. Dazu die eher spröde Musik von Jeff Alexander, die während 3 Minuten, die im Film dargestellte und zelebrierte Trostlosigkeit perfekt untermalt.
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Nusrat Fateh Ali Khan & Peter Gabriel – Taboo (1994; Natural Born Killers OST)
Wo würde man die Platten oder in meinem Falle die CD’s von Nusrat Fateh Ali Khan im Regal einordnen? Logische Möglichkeiten wären, da bei mir die Einzelkünstler nach Nachnamen sortiert werden, der Buchstabe F oder K. Manchmal, bei einer geistigen Umnachtung, landet das ganze auch mal beim Vornamen. Und da ich heute das Bedürfnis nach einer sonntäglichen Einlullung durch die Musik von eben besagten Nusrat Fateh Ali Khan hatte, wurden entsprechende Ecken im Regal aufgesucht und da, der Derrick unter den Lesern vermutet es schon, nichts entsprechendes gefunden. Auch eine breitangelegte Suchmeldung im heimischen Haushalt half nicht und somit musste das Vorhaben mit grosser Verspätung und in leicht abgeänderter musikalischer Form umgesetzt werden. Unter anderem mündete dies zum heutigen Ersatz-Song des Tages. Taboo, zusammen mit Peter Gabriel ist dann auch eine mehr als gute Entschädigung und vermutlich sowieso einer der 237 besten Songs aller Zeiten. Übrigens: Stunden später stolperte ich dann eher per Zufall doch noch über das einstige Stück der Begierde. War bei T, zwischen den vielen Tindersticks Alben, einsortiert. Wieso auch immer!?
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Gary Jules – Mad World (2001; Trading Snakeoil for Wolftickets)
Derzeit schon ziemlich erschreckend in welch rasantem Tempo sich die News von Attentätern, Amokläufern und sonstigen Spinnern in den Medien abwechseln. Irgendwo muss irgendwann irgendwie was falsch programmiert worden sein, anders kann ich mir das nicht mehr erklären. It’s a mad world.
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Nils Frahm – Them (2015; Victoria OST)
Musik zur Nacht. Dieser Nils Frahm ist schon ein Tausendsassa. Erst vor Kurzem hat er mit alten Freunden unter dem Namen Nonkeen ein wundervolles, elektronisches Album veröffentlicht (mehr dazu dann noch später) und pünktlich zum Pianoday vorgestern haute er den Zeugen Frahms via Website ein paar Outtakes von seiner hervorragenden Solo-Session vor den Latz. Bin schon sehr gespannt was in naher Zukunft da noch so alles herangezüchtet wird. Jetzt aber geniesse ich erstmal den wunderbaren Soundtrack zum genauso wunderbaren Film Victoria vom letzten Jahr. Die Musik funktioniert für einmal mit Bild noch viel besser und ich hoffe für meine deutschen Freunde doch sehr, dass die GEMA für einmal nichts dagegen hat.