Vom spindeldürren und bleichen Junkie zum Songwriter introvertierter und schmerzerfüllter Songs. Der gute Nick Cave hat schon einiges in seinem Leben mitgemacht. Besagte Drogen, Mörderballaden und vor 4 Jahren dann den plötzlichen Tod seines 15 jährigen Sohnes, worüber die Songs u. a. auf seinem mittlerweile 17. Album mit den Bad Seeds – es gibt ja noch zahlreiche Filmmusiken und sonstige Outputs mit dem guten Mann – handeln. Ghosteen ist ein Doppelalbum, und das bislang ruhigste seiner Bad Seeds-Karriere. Mehr Spoken Word als Gesang, mehr Ambient als exzentrische Instrumentalisierung. 11 Songs die einsamer, sehnsüchtiger, flehender, um mal ein paar wenige passende Adjektive in den Raum zu stellen, nicht sein könnten. Perfekter Soundtrack um bewaffnet mit Parka und Kopfhörern draussen im Regen spazieren zu gehen. Gut möglich, dass ich hier bereits vom Album des Jahres spreche Absolut grossartigstens. Absolut.
Ich glaub, die Platte habe ich hier im Kabinett gar nie gross vorgestellt. Die Vermutung, dass dank Kanye West und Beyonce schon alle von dem jungen Briten gehört haben lag resp. liegt nahe. Auch der Werte Berichterstatter hat damals von seinem umjubelten Debütalbum Notiz genommen und den jungen Burschen auch gleich mal als pothässlichen und übergehypten Vogel abgestempelt. Zudem könnte er alterstechnisch ja schon fast mein Sohn sein, und von Jungspunden lass ich mich seit geraumer Zeit nur noch selten inspirieren resp. begeistern. Die damalige Single Easy Easy bestätigte diesen ersten Eindruck. 4 Jahre später musste meine Meinung jedoch revidiert werden, auch dank dem sensationellen Vocal-Beitrag auf dem aktuellen und ziemlich guten Mount Kimbie-Album (zu finden etwas weiter hinten in meinen Jahrescharts). Mannomann, was für ein geiler Song. Kaum dran gefallen gefunden stand dann auch schon The Ooz in den Läden und begeisterte mich sofort mit seiner Mixtur irgendwo zwischen Film Noir, Jazz, Trip Hop, Rock und Folk. Klingt weird, passt aber alles perfekt zusammen, auch dank der stets melancholischen Grundatmosphäre sowie natürlich der Reibeisenstimme von Archy Samuel Marshall, wie King Krule zum bürgerlichen Namen heisst. Als Vater wäre ich stolz auf meinen Sohn!