The Future is here, ein weiterer Song zum kommenden Sleater-Kinney Album, wäre auch ein prächtiger Slogan für den heutigen Frauenstreiktag. Eigentlich tragisch, dass in einem “modernen” Land wie der Schweiz, die Frauen immer noch weniger Geld, weniger Zeit und weniger Anerkennung für die Arbeit, die sie leisten erhalten. Dabei erledigen Frauen immer noch zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wie Haushalt, Betreuung und Erziehung der Kinder und reduzieren daher die Erwerbsarbeit. Teilzeitarbeit heisst häufig unfreiwillige Flexibilität, prekäre Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, schlechtere Laufbahnchancen und reduzierte Ansprüche bei den Sozialversicherungen und Renten. Profiteur schlussendlich der Staat, der dadurch Milliarden einspart. Aber wem erzähl ich das. Die Michlbüechli-Rechnung ist einfach, ohne Frauen keine Zukunft.
Es gibt eigentlich nichts schöneres als in einer Bar irgendwo am Mittelmehr bei Sonnenuntergang einen Negroni zu schlürfen. Doch aus logistischen Gründen, Call Me Appetite hat kurz darüber berichtet, wird die Negronihölle dieses Jahr auf den heimischen Balkon verlegt. Notti magiche anstatt an der Riviera für einmal (mehr) made in bünzli Switzerland. Damit bei der Verköstigung trotzdem noch vor dem Rausch ein wenig Urlaubsstimmung aufkommt , hab ich mir das wunderbare Fotobuch Italian Holidays von Claude Nori besorgt. Dieser bebildert mit viel Wehmut die italienischen Sommer aus einer Zeit vor dieser, einer Zeit, in der Korruption noch als cool galt und wir selber uns für die Grössten hielten. Dazu noch ein wenig Battisti, Dalla, Celentano oder den irgendwie längst vergessenen Luca Carboni aus der Musikbox scheppern lassen und die Nostalgie kann auferstehen. Alla Salute!
In gut 24 Stunden ist es soweit. Die Schweiz wird gegen Schweden das Achtelfinale der diesjährigen Fussballweltmeisterschaft bestreiten. Für die goldene Generation wohl vorläufig die letzte Chance, endlich mal was Grosses zu erreichen. Und mit Schweden hat man einen Gegener, den man auf gleicher Augenhöhe begegnen kann. Bis zum Spiel morgen um 16 Uhr sind noch diverse Fragen offen. Zum Beispiel, wie man die Gelb-Sperren in der Abwehr kompensieren will. Hauptproblem: Die Innenverteidigung. Zur Auswahl steht Djourou ein Routinier, ja ein alter Hase im Business. Leider nicht immer ganz sattelfest und in den letzten Jahren für den einen oder anderen Herzpatienten in den Schweizer Spitälern verantwortlich. Ihm gegenüber der junge Elvedi. Talentiert, aber auf internationaler Ebene wohl zu wenig Erfahrung. Böse Menschen meinen ja, dass man gleich einen Kartoffelsack aufs Feld stellen kann. Dann natürlich die Frage, wer die Tore schiessen soll. Seit geschätzten 10 Jahren und der Ära Alex Frei, hat die Schweiz keinen Knipser mehr in ihren Reihen. Der lang gesetzte Mann aus Sursee, Haris Seferovic, stellte an dieser WM einen neuen Minusrekord in Sachen Ballkontakte auf. Im Normallfall ein absoluter Kämpfer vor dem Herrn, aber die Nation will nun doch endlich Tore sehen. Sein Ersatzmann Gavranovic , Torschützenkönig in der sicherlich (Ironiemodus an) ziemlich hochstehenden (Ironiemodus aus) kroatischen Liga, nicht wirklich viel besser. Immerhin legte er den Ball für Shaq zum goldenen 2-1 gegen die Serben auf. Einzig konnte der gute Josip Drmic mit einem Lattenknaller und einem Tor in 20 Minuten Spielzeit überzeugen. Der war jedoch vor der WM fast ein Jahr verletzt, ja kurz vor dem Karriereende, und ich weiss nicht, ob der 60 oder mehr Minuten durchhalten mag. Sowieso, will man sich seine Frisur 90+Minuten antun? Zuguterletzt natürlich die Diskussion um die 10-er Position. Die halbe Welt versteht nicht, warum “Superstar” XS in der Nati auf der Seite und nicht auf seiner bevorzugten Position spielt.
Fragen über Fragen. In 24 Stunden weiss man dann bestimmt mehr. Bislang hat Don Vlad ja immer ein goldenes Händchen mit seinen Entscheidungen gehabt, warum also auch nicht gegen die vermutlich halt doch ziemlich mediokren Schweden, die ja gegen die derzeit ziemlich unterirdische deutsche Nationalmannschaft verloren hat? Eben!
#wirwerdenWeltmeister
Und weil es noch gut 24 Stunden bis zum vorläufigen Schweizer Highlight dieser WM dauert, könnte man sich noch das eine oder andere Male die superbe neue Scheibe vom Saxophonisten Kamasi Washington zu Gemüte führen. Ein ziemlich episches Ding! Über zwei Stunden gniedelt und quäkt Heaven & Earth lüsternen Jazz. Jazz, aufgepeppt mt afrokubanischen Grooves, HipHop-Beats, Fusion-Keyboards und ollem Funk-Gegurgel. Dazu Soul und 50köpfige Chöre. Wenn das mal nicht grössenwahnsinnig ist! Leider ziemlich geil und somit absoluter Hörtipp!
Die Fussballweltmeisterschaft in Russland steht bekanntermassen vor der Tür. Während die deutsche Nationalelf sich derzeit tief im Jammertal befindet, wusste gestern die Schweizer Nati in Spanien gegen den Titelanwärter Nummer 1 zumindest resultatmässig zu glänzen. Natürlich rannte man 90 Minuten meist hoffnungslos dem Ball hinterher, trotzdem macht das Gezeigte ein wenig Hoffnung für die kommenden Spiele. Wobei, man hat ja schon früher mal sensationell gegen die Spanier resultatmässig geglänzt hat, das Turnier dann aber im Anschluss mit den anderen beiden Spielen klassisch schweizerisch versemmelt. Hätte, wäre, würde, für Fussball-Verschwörungstheorien ist es derzeit eh viel zu warm und somit schnallt man sich lieber den wieder angesagten Bucket Hat um, trinkt viel Bier – bei den Temperaturen ist die Flüssigkeitsaufnahme ja besonders wichtig – und hört, ganz altmodisch und laut, Britpop aus den seligen 90-ern.
Der gute Fai Baba stand bei mir anfangs arg in Kritik. Dies vor allem wegen seiner damaligen ziemlich schrecklichen Liveperformance im Vorprogramm von Cat Power. Treue Leser mögen sich vielleicht noch daran erinnern. Vielleicht war ich damals einfach noch nicht bereit für seine doch ziemlich sperrige Version des Blueses. Spätestens mit dem ausgezeichneten letzten Output Savage Dreamer musste ich dann doch zugestehen, dass der junge Mann ordentlich mit Talent bestückt ist. Frei nach der Devise: besser spät als nie. Vorletzte Woche nun erschien Sad and Horny, der mittlerweile vierte Longplayer von Fabian Sigmund, wie Fai Baba mit bürgerlichen Namen heisst. Die Entwicklung seiner frühen Alben hin zu Savage Dreamer wird hier konsequent weitergeführt. Da treffen schon fast poppige Momente auf Surfgitarrenmucke der Marke MacDe Marco ohne jedoch das Feld des immer noch leicht avantgardistischen und introvertierten Blueses zu verlassen. Insgesamt ein mehr als würdiger Nachfolger zum fantastischen Savage Dreamer, der selbst der kleinen Celia zu gefallen scheint. Zumindest hört sie derzeit gebannt mit weit aufgesperrten Augen den Songs zu.
…Nach einer Lesung in Zürich hatte ich diese fidele Schweizerin kennengelernt und mich mit Ihr verabredet. Jetzt holte sie mich zu Hause ab, sie trug eine Sonnenbrille und ein Kopftuch, très chic, gab mir die schweizüblichen drei Begrüssungsküsse, alles unterlegt von wundervoll bassschiebender Autolautsprechermusik, sie sang mit, es lief Manila, der Überhit des Schweizer Musikers Seelenluft. Sie trank bereits während der Fahrt Prosecco aus einer blauen Glasflasche, gab mir an einer Ampel mit proseccovollem Mund einen Kuss, entliess dabei etwas Prosecco in meinem Mund, und das war der Anfang beziehungsweise das Ende. Wir fuhren zu einem abgelegenen Zürichseebadesteig, im geparkten Auto liess sie weiter die Musik laufen, Manila, auf Repeat. Am Seeufer kramte sie eine Pille aus ihrer Handtasche, ah, Ecstasy, alles klar……
Nach zweiwöchiger Absenz hab ich mich heute morgen pünktlich um 08.30 Uhr zum Dienst nach Vorschrift zurück gemeldet. Geistig soweit gut erholt, körperlich jedoch ziemlich ruiniert. Und das nach dem Jahresurlaub! Ja, liebe Schweiz, ja lieber Arbeitgeber, dank eurer unglaublichen Grosszügigkeit was den Vaterschaftsurlaub angeht, werde ich wohl die nächsten Wochen ziemlich zerstreut und verschlafen am Arbeitsplatz rumlümmeln und in etwa so produktiv sein, wie Bud Spencer während seinem Pizzakoma. Mir aber egal. Immerhin hab ich es heute dann doch noch geschafft, endlich in die neue und wie immer ziemlich schöne Radio Dept. -Scheibe reinzuhören. Gewohnt träumerisch und doch irgendwie tanzbarer als auch schon. Und die Bassläufe…. herrlich.
Diese Tage sind die für das ECM-Label getätigten Aufnahmen von Steve Reich in einem hübschen Boxset wiederveröffentlicht worden. Unter anderem ist auf dem Package auch Music for 18 Musicians, der Steve Reich-Klassiker schlechthin also, zu finden. Ein Album, das seine hypnotische Wirkung vor allem den dunkleren, regnerischen und kühleren Monaten des Jahres voll ausschöpft. So wurde kurzerhand der Soundtrack für die 33-er Busfahrt – btw immer noch die beste Buslinie Zürichs – zum 1. Liga-Fussballspiel des FC Seefeld gegen die Rüpel vom FC Wettswil-Bonstetten am anderen Ende der Stadt umgestellt. Ein guter Move, denn draussen stürmten während der Fahrt farbige Blätter wild vom Himmel. Ein schöner Anblick zur meditativ monotonen Minimal-Music Reichs. Weniger schön die Niederlage des FC Seefeld gegen den Tabellennachbarn. Da muss noch einiges an der Chancenauswertung verbessert werden und wer vor dem zweiten Gegentor so einen katastrophalen Fehlpass in der eigenen Hälfte schlägt hat im Fussball nichts verloren. Auch nicht auf Amateur-Basis.
Der heutige Post wäre eigentlich zur Feier des Achtelfinaleeinzuges der Schweizer Nati gedacht gewesen. Die Schweizer Nati wäre jedoch nicht die Schweizer Nati würden sie in wichtigen Momenten nicht am eigenen Unvermögen scheitern. Gestern war dann ausnahmsweise auch nicht der “Stolperi” Djourou der Schuldige, dafür begann Captain Liechtsteiner, immerhin seit Jahren eine Bank in der Juventus-Abwehr, die mit Abstand dümmste Tat des Tages. Von Chancentod Seferovic mal ganz zu schweigen (schon 7 Hochprozentige am Turnier versemmelt). Dank Mehmedis Hammer darf die Nati, ja die ganze Schweiz, weiterhin von dem angestrebten Achtelfinale träumen. Jedoch musste heute kurzfristig der geplante (Schweizer-) Song durch einen anderen, genauso guten aus dem Programm gekippt werden. Denn sollte es trotz der erreichten 4 Punkte nicht für einen der 4 besten 3. Plätze reichen, darf man einmal mehr vom grandiosen Scheitern einer Schweizer Mannschaft an einem grossen Turnier sprechen.
In meinem Gehör alles andere als grandios gescheitert sind oder waren die Monofones am Landbergfest letzte Freitagnacht. Nach dem Frankreichspiel spontan für ein letztes Bier und eine Prise ordentlichen Rock and Roll runter in den Park. Und wenn ich ordentlich sage, dann mein ich das auch so.
Die kleinen schwarzen Pudel, oh oh oh oh so naiv im Rudel ….. Der Klassiker am Donnerstag. Kleenex/LiLiPut, genauso legendär und wichtig, wie es bestimmt einmal die gestern eröffnete, neue Gotthard-Röhre sein wird.