Die besten Platten aus dem Vorjahr entdeckt man immer erst viel später. Jeff Parker, dem einen oder anderen Tortoise-Fans sicherlich bestens bekannt, werkelt schon seit rund 20 Jahrem mal mehr, mal weniger Solo an interessanter Musik im Spannungsfeld zwischen Postrock, (Free-)Jazz, Afrofunk und und sonstig fusioniertem Gedüdel. Vor allem das letztjährige Suite for Max Brown hat es mir momentan besonders angetan. Meist dominieren sanfte und warme Klänge, doch hinter der luftigenlockeren Fassade tauchen immer mal wieder wilde Saxophon-Solos auf. Macht richtig Spass.
Tag Archives: Post Rock
The Sea And Cake – Cover The Mountain (2018; Any Day)
Die Fussballweltmeisterschaft Ausgabe 2018 ist bislang ja ziemlich aufregend. Angefangen von den Schwierigkeiten der «Grossen» und deren zahlreichen Last-Minute Toren zu den meist doch inexistenten Video-Schiedsrichtern bis hin zu all den kleinen Skandalen, die medial bis ins hinterletzte Detail ausgeschlachtet werden. Nicht zu vergessen, «Susi» Neymar’s Spaghetti auf dem Kopf. Nur die Qualität der Matches dürfte in den meisten Fällen doch noch etwas höher sein.
Bei so viel Tohuwabohu kann das scheinbar Unaufgeregte in Form von zeitloser Musik mal ganz gut tun. Da kommt Any Day, der neueste Streich der Post Rock-Veteranen The Sea and Cake gerade richtig. Und wie bei den Vorgängern gilt auch hier: Wo The Sea and Cake draufsteht ist auch 100%-ig The Sea and Cake drin. Ganz zwanglos trifft Easy-Listening-haftende Schwerelosigkeit auf melancholisch-luftigen Gesang, dazu eingejazzte Gitarren, eine Prise Bossanova sowie obendrauf, ganz viel präzise, auf den Punkt gespielte Popmusik. Macht so richtig Freude und man darf gestrost behaupten, dass auch nach fast 25 Jahren immer noch kein schlechtes Album von TS&C auszumachen ist. Im Gegenteil. Anspieltipp.
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Waves – Hikikomori (2015; Stargazer)
Was gibt es bei den derzeitigen Unwettern schöneres zu hören als Post-Rock. Die Sorte Musik also, die sich ähnlich einem Gewitter erst langsam aufbaut und sich dann auf dem Höhepunkt eruptionsartig entladet. Vorausgesetzt man hat Zeit und Muse sich dieser Art von Musik hinzugeben. Dieses sich aufladende Stimmungsbild kann man sich sehr schön auf dem Song Hikikomori der Münchner Band Waves anhören. 10 ergreifende Minuten mit allem was zu solch einem Wetterphänomen dazugehört. Hikikomori ist dann wohl, auch seiner Länge wegen, das Kernstück des im letzten Jahr erschienenen zweiten Longplayers Stargazer. Ein Song der Extraklasse, was aber die Qualität der anderen Songs nicht schmälern soll. Da wären zum Beisel das etwas flotter beginnende, aber genaue so melancholische Stargazer 1, welches mich vom Gitarrenspiel an die guten alten Couch (ebenfalls eine Instrumental Band aus München) erinnert. Oder das sehr schöne Xiá, das mit seinem dreampopartigen Bassspiel das Ende dieser wundervollen Platte besiegelt. Generell ist Stargazer eine sehr stimmige Platte mit haufenweiser Musik, die zum Übermitteln von tiefen Gefühlen und gewaltigen Inhalten keine Texte benötigt und auch vor der Nutzung von dezenten, elektronischen Mitteln nicht zurückschreckt. Hörtipp!
Waves spielen Mitte Juni zwei Shows in Berlin und Hamburg. Hingehen bitte!
An dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön an Gerhard vom Kulturforum, der mir netterweise Stargazer via Postweg hat zukommen lassen. Merci!
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Godspeed You! Black Emperor – Mladic (2012; Allelujah, Don’t Bend! Ascend!)
Dann wenn die Nacht am tiefsten ist und draussen die Nebelschwaden an den Strassenlaternen vorbeiziehen, dann schlägt die Stunde für Allelujah, Don’t Bend! Ascend!, dem neuen Meisterwerk der kanadischen Polit-Postrocker Godspeed You! Black Emperor.
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