Tag Archives: Portishead

Mario Batkovic – Quatere (2017; Mario Batkovic)

Mario Batkovic wäre ein passender Name für einen neuen Tatortkommissar. Sozusagen der lang verschollene jüngere Cou-Cousin vom Münchner Kommissar Ivo Batic. Wäre. Mario Batkovic ist weder Schauspieler noch Tatortkommissar, sondern ein virtuoser und ziemlich begnadeter Akkordeon-Spieler aus der Schweizer Hauptstadt Bern. Sein Riesentalent hat selbst ein gewisser Geoff Barrow, kreativer Kopf hinter dem Trip Hop-Legenden Portishead, erkannt und den ursprünglich aus Bosnien stammenden Musiker unter seine Fittiche genommen. Auf dem Barrow-hauseigenen Label Invada-Records wurde schliesslich vor gut 2 Wochen eine leicht upgedatete Version von Batkovics superben ersten Soloalbum aus dem Jahre 2015 wiederveröffentlicht. Batkovics düstere und kleinmotivige, rein instrumentale Liedmuster erinnern darauf sehr an die Minimal Music eines Philip Glass oder Steve Reich, also an die grossen Atmosphäriker des Repetitiven. Der Monotonie wird jedoch mit fulminanten, aber immer äusserst eleganten sowie fast schon poetischen Spannungsbögen und Improvisationen Paroli geboten. Final abgeschmeckt mit einem ordentlichen Schuss Schweizer Anarchie.
Mario Batkovic spielt übrigens diesen Samstag am Zürcher M4Music-Festival. Ein Onlinekritiker, der im vergan­genen November Mario Batkovics Soloauftritt am Le Guess Who?-Festival in einer alten Kirche im niederländischen Utrecht gesehen hatte, wollte anschliessend gleich nach Hause gehen. “Ich konnte mir einfach keine Steigerung mehr vorstellen”, schreibt er schwärmerisch. Wie eine Todesfee habe der Akkordeonist aufgespielt. Man darf also gespannt sein.

6 Comments

Filed under Music, Musik, Song des Tages

Mãozinha – Metamorfose (1998; Mae D’agua)

Die Schweiz ist bekanntermassen immer etwas hintendrein. Man lässt es halt, wie es das Klischee will, gerne etwas gemütlicher angehen. So vermutlich wird es auch der Schweizer Star- Stürmer und einzige  Nati-Sturmhoffnung Haris S. (9 Monate oder so ohne Tor, aber Klappe grösser als die von Lewandowski) mit seinen Hooligans aus Frankfurt gegen die Nürnberger angehen. Wie immer wird’s wohl nach seiner ersten Ballberührung schon 0-2 stehen. Sport ist das eine, Musik das andere. Auch nach dem Bristol-Trip Hop-Boom vergingen Jahre bis auch hierzulande ein paar Acts diesen Weg einigermassen erfolgreich einschlagen konnten. Swandive sind so ein Beispiel. Oder die Genfer Five Star Galaxie. Am Wochenende nun, durfte ich mich netterweise durch die sich auflösende CD-Sammlung meiner Schwägerin wühlen und stiess auf dieses wunderbare Teil von Mãozinha. Straight outta Berne, also da wo die Uhren besonders langsam ticken! Mãozinha singen, wie es der Name schon vermuten lässt, auf Portugiesisch und legen unter die Stimme die ebenerwähnten triphopige Musik. Nicht so düster wie die Pendants aus England, trotzdem aber meilenweit von happy Radiomusik entfernt. Hab ja die Combo damals in der Roten Fabrik gesehen und als eigentlich ganz in Ordnung eingestuft. Schön, nun noch die längst vergriffene CD im Schrank stehen zu haben.

1 Comment

Filed under Music, Musik, Song des Tages