Tolles Aussie-Doppelpack letzte Woche im Zürcher Bogen F. Zum Einstieg Olympia, ohne Band und daher ziemlich roh und spröde gefolgt von der etwas sanfteren Julia Jacklin und ihrem Singer/Songwriter-Indie-weiss der Geier was-Pop. Wunderbar wars. Und mit der #MeToo-Hymne Body als Openener hat die gute Julia auch gleich alles richtig gemacht. Einfach nur schön und seit einer Woche nun auch ziemlich heftig am rotieren.
Was hört ein Sieger in der Stunde des Triumpfes? Vermutlich “würde” er ein Lieblingslied mit etwas “Pfupf” wählen. Von vorne: Gestern Morgen wurde ich nur so von WhatsApp Nachrichten überschüttet. Meine Freunde und ehemaligen Mitstreiter vom Frittenservice (so nannten wir unsere gemeinsame Projektarbeit) klopften sich gegenseitig auf die Schultern und bekundeten ihre überschwängliche Freude ab der bestandenen und finalen Einzel-Prüfung. Nur ich musste mich noch ein wenig in der achso verhassten Geduld üben, da der heimische Briefkasten nicht vor abends erreichbar war. Konzentriert arbeiten war ab nun auch nicht mehr möglich, zu aufgewühlt, zu ungeduldig war ich. Dann endlich, Punkt 17.26 legte ich die Arbeit nieder, stürmte in rekordverdächtiger Zeit Richtung Ausgang (Carlo Janka, wärst du an der Olympiade nur halb so schnell Ski gefahren, es hätte am Ende immer Gold resultiert). Bus pünktlich, Zug pünktlich, Tram auch schon am Warten. Perfekt. 18.05, also zwei Minuten früher als sonst, stand ich leicht ausser Atem vor dem Briefkasten. Eines könnt ihr mir glauben, den Heimweg nehm ich seit Jahren auf dem direktesten Wege in Angriff. Anyway, mit leicht zitternden Händen entnahm ich das einzige darin liegende Couvert, welches nicht nach unbezahlter Rechnung aussah, riss es auf und sucht im Geschriebenen das, worauf ich nun ein gutes Jahr hingearbeitet habe. Erstmal das übliche Blabla und am Ende dann endlich das Wichtigste: „Es freut uns Ihnen mitzuteilen blabliblabla dass Ihnen das Zertifikat erteilt wird. Yeeessssssss! Mir fiel in dem Moment doch glatt der Unspunnenstein vom Herzen. Ich habe es geschafft. Und das trotz der angekündigt hohen Durchfallquote von 50% und noch weniger Ahnung, was die Herrschaften während der Prüfung überhaupt von mir wollten. Auf dem Weg in die Stammkneipe und zum verdienten Feierabendweizenbier war mir dann alles egal – also das mit dem Ahnung haben, denn ich fühlte mich einfach nur gut. Entsprechend wurde auf dem Ipod nach passender Musik mit etwas “Pfupf”gesucht und gefunden.
Think of London, a small city, It’s dark, dark in the daytime, the people sleep, sleep in the daytime if they want to, if they want to….
Ende Monat wird sich der mediale Rummel auf die Strassen sowie Sportstätten Londons konzentrieren. Dann nämlich starten die Olympischen Sommerspiele. Was ideell vom einstigen „Treffen der Jugend der Welt“, dem sportlichen Vergleich sowie der Völkerverständigung übrig geblieben ist, wird sich zeigen.
Viel übrig geblieben ist vom visionären und oft dicht verwobenen Kunstpop der Talking Heads. Seit Jahren basteln junge Musiker an Song- und Soundstrukturen herum, die an die kompositorischen Grosstaten von David Byrne und Mannschaft erinnern. Beste Beispiele dafür sind die aktuellen Veröffentlichungen von Django Django und denDirty Projectors. Zeit also, die Talking Heads mit einem Song des Tages bei Call Me Appetite zu würdigen, und dann erst noch mit einer schönen Liveaufnahme aus der kultigen ZDF-Reihe „Rock Pop“.
Im Spätsommer folgt dann ein neues Album von David Byrne in Zusammenarbeit mit St. Vincent. Die Anzeichen auf ein musikalisches Spektakel stehen gut.
Damon Albarn ist schon ein Tausendsassa. Erst veröffentlichte er letzten Herbst mit ein paar Freunden unter dem Namen DRC Music einen kruden Mix aus westafrikanischen Klängen, Pop, Hip Hop und Elektronika. Es folgte Anfang dieses Jahres die Supergroup Rocket Juice and the Moon (mit Flea von den Chili Peppers sowie dem Dummer Tony Allen), welche vor allem auf kurze und knackige, leider auch etwas halbgare Songs mit funky Bassläufen setzte und bevor er dann im August zum Abschluss der Olympiade mit seiner Stammband Blur den Londoner Hyde Park rocken wird, veröffentlichte er kurzerhand noch sein erstes Solalbum Dr Dee. Dr Dee ist eine Oper inspiriert vom gleichnamigen, im 16. Jahrhundert lebenden englischen Mathematiker, Universalgelehrten und Berater Königin Elizabeths der I. Ein ziemlich komplexes Werk mit pastoralen Chören, teilweise ziemlich oppulenten Arrangements sowie mit, und das ist das tolle daran, ein paar der, Zitat Der Spiegel, leuchtendsten, herzerweichendsten Songs, die Albarn seit “1992” und “Out Of Time” geschrieben hat. The Marvelous Dream ist so einer.