Die Orgel eiert im Sommer bekanntlich am besten. An einem Freitag sowieso. Vielleicht ertönt sie heute gar für Griezmann, Pogba und Mannschaft in einer der sicherlich zahlreichen französischen Discos irgendwo zwischen Nizza, Marseille, Bordeaux und Paris.
Mit einem Akkordeon verzaubert derzeit in den frühen Abendstunden ein vom Leben gezeichneter Strassenmusiker das gestresste Pendlervolk an der Zürcher Tramstation Sihlquai/Hauptbahnhof. Menschen, die die nötige Portion Ruhe und Entspanntheit aufweisen und auch mal das eine oder andere Tram vorbeifahren lassen, wähnen sich mit etwas Fantasie, bei der doch mal etwas anderen vorweihnachtlichten Berieselung, gar in den dunklen Seitenstrassen von Paris oder in einer der zahlreichen und verrauchten Kneipen am Hafen von Marseille. Schön!
Gezeichnet vom Leben resp. von seiner Drogensucht und der daraus resultierenden Aidskrankheit war auch der französische Musiker Mano Solo. Vor allem seine ersten beiden Alben sollte man doch mal gehört haben. Gekonnt werden da Stilrichtungen wie Musette, Gypsy-Jazz und Rockmusik mit heftigen und schmerzhaften Wortausbrüchen rund um Themen wie Einsamkeit, Traurigkeit und Rastlosigkeit kombiniert. Äusserst intensive Musik, die hervorragend in die dunklen Stunden des Lebens passen. Mit oder ohne Pastis.
Dann wenn am Sonntagmorgen das letzte Glas Pastis den schnellsten Weg durch die Leber sucht und das Kätzchen zwar leise aber konstant am schnurren ist, dann hilft nebst der üblichen Chemiekeule, 2 Spiegeleiern und nochmals sovielen Kaffees sicherlich auch La Bohème von Monsieur Aznavour. Was für ein Song!