Tag Archives: Labor of Love

Father John Misty – Trump’s Pilot (2016)

Es muss an den Vaterschaftshormonen oder am exzessiven Weihnachtsguetzli-Verzehr liegen, dass meine Wenigkeit nun seit einer Woche fast ausschliesslich diese eine, vermutlich ziemlich schreckliche Platte am verinnerlichen ist. Selbst bei der täglichen Lohnarbeit pfeife ich gutgelaunt sämtliche Lieder rückwärts vor mich hin. Genau so also, wie das nur mit übelstem, glattproduziertem Staatsradiogedüdel auf Dauerrotation gefolterten Menschen passieren kann. Hast en mal drin, bringst en nicht mehr raus. Dass das nicht löblich ist, muss man mir nicht sagen. Unter normalen Umständen würde ich solche Musik ja ziemlich zerreissen, aber ja, was ist schon normal?

Die Neider sind meist nicht fern. Ein paar fiese Worte aus dem weltweiten Netz:

Erstaunlicherweise sind es aber die Balladen, die am meisten enttäuschen. Einst hat eine ganze Generation zu epischen Bon-Jovi-Songs wie «Bed of Roses» oder «Always» die Jungfräulichkeit verloren. Die aktuellen Liebeslieder verleiten höchstens noch zu einem Wangenkuss. «Liebe ist ein 24/7-Job» («Labor of Love») oder «Ich fahre dich nach Hause» («I Will Drive You Home»): Diese Songzeilen tönen nach elterlichen Lebensweisheiten, und wer will schon fummeln, wenn Vater aus dem Lautsprecher predigt?

Die Gitarrenarbeit ist auf dem Level eines Einsteigers

“Catchy” nennen das wohlwollende Hörer. “Konstruiert”, sagen andere. Beides ist richtig. Songs wie der Titeltrack oder das eingangs zitierte “Born again tomorrow” sind fugenlos verleimte Meisterstücke der Radiorock-Schreinerei. Zwar ist mittlerweile deutlich zu hören, dass Jovi Bon Jovi ein paar technische Helferlein zum Erhalt seiner Stimmgewalt braucht, seine Verehrer ficht das aber sicher nicht an. “Ich bin einer von Euch”, suppt es aus den Lautsprechern, und das Staubsaugen macht gleich viel mehr Spaß. Apropos Suppe: Wer es schafft, bei Nummern wie “Roller coaster” alle Einzelspuren herauszufiltern, sollte sich Gedanken über eine Laufbahn als Toningenieur machen. Die zu Tode komprimierte Musik ringt mit der Stimme des Sängers um Fassung, bis nichts außer “Whoo, hoo, hoo” übrigbleibt

Deshalb plumpsen auch auf “This house is not for sale” immer wiede fiese Klavierlinien in die gleichförmige Matschpampe. Besonders gruselig ist diesbezüglich “Living with the ghost”, das mulmige Assoziationen zu den Flippers heraufbeschwört. Gut, dass Jon Bon Jovi auch hier die passenden Zeilen parat hält: “How can I scream? / I’m scared to breathe.” Gitarrensolo und ab dafür

Nebst dem Mainstream werden auch gerne Hausfrauen Ziel der Attacken:

Das ist reine Kopfmusik für den Mainstream, Hausfrauen ab 40 usw.

Wie gesagt, alles nur Neider.

Die wirklich wichtigen Dinge dieser Welt werden dann ab heute Abend, mitteleuropäischer Zeit, auf der anderen Seite des atlantischen Kanals in Form eines Wahlkampfes ausgetragen.  Clinton gegen Trump. Cholera gegen Pest. Wer wohl am Ende die Nase vorne hat?

 

 

 

 

 

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Bon Jovi – Labor of Love (2016; This House is Not For Sale)

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Ja, das waren noch Zeiten als wir selbstbewusst die zu heiss gewaschenen Jeans knapp unter dem Bauchnabel platziert haben und uns anschliessend mit lässig-coolen Gang zum Testosteron gesteuerten  Aufriss aufmachten. Geschätzte 30 Jahre später, getarnt mit fortgeschrittenem Bierbauch, geht das natürlich nicht mehr so gut und sowieso ist Aufreissen eh nur was für pickelige Teenager. Da verbringt man die knappe Freizeit lieber mit gescheiten Sachen, wie zum Beispiel dem Abspielen des LaLeLu-Schlafliedes in der Endlosschlaufenversion. Da bekanntlich auch Gescheites auf Dauer nerven kann, kam in Form von This House is Not For Sale am heutigen Freitag die Erlösung in die hiesigen Tonträgerabteilungen. Als eingefleischter Fan hatte ich mir das Ding natürlich schon auf illegalem Wege Anfang Woche zum Hören besorgt und konnte somit relativ relaxt dem heutigen Freitag entgegensehen. Auf THISFS gibts wieder massenweise überproduzierten und äusserst eingängigen Hausfrauenrock. Dazu Carpe Diem-Singalongs sowie die obligaten, sehr professionellen Gitarrensolos. Also alles, wofür man Bon Jovi verachtet oder in meinem Falle, liebt. Unruhig wurde ich dann trotzdem noch kurz. Im Internet gelesen, dass die Media Markt Version gar noch einen weiteren Extra-Track im Angebot hat. Also nicht 5 Bonustracks, wie die klassische Limited Edition, sondern gar 6. Anschliessende Recherchen im Internet beruhigten meine Nerven sehr schnell. Track 18 braucht die Welt nun wirklich nicht. Und wer weiss, vielleicht kann man das LaLeLu-Lied bald gegen Labor of Love eintauschen. Abwechslung hat bekanntlich noch nie geschadet.

 

 

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Bon Jovi – Full Moon High (1988; Sons of Beaches Sessions)

Die einen träumen nachts von Pamela Andersons rotem Badeanzug , die anderen vom gemeinsamen Pizzaessen mit Mark E. Smith. Es gibt ja die wildesten Theorien, wie das mit den Träumen funktionieren soll. Um darauf einzugehen fehlt mir jedoch die Zeit.  Immerhin hat es auch bei mir letzthin ein Promi in das Traumleben geschafft. Kein geringerer als der New Jersey-Vorzeigerocker Jon Bon Jovi kreuzte auf und machte auf dicken Kumpel mit mir. Ja. Eigentlich hätte ich ihm in diesem Traum eine reinhauen sollen. Gleichentags hatte ich, um die Wartezeit zum neuen Album ein wenig zu verkürzen, mir den neuesten, der breiten Masse zugänglich gemachten Song Born Again Tomorrow angehört und ich konnte ab diesem wirklich ziemlich schwachen Stück Musik – Richie wird sich ins Fäustchen lachen – nur den Kopf schütteln. War doch Single Nummer 1, This House is Not For Sale, so im Nachhinein betrachtet eigentlich dann doch ganz dufte, zumindest singe ich den Song derzeit lauthals allmorgendlich unter der Dusche. Knockout, das zweite Mütterchen aus dem Album sogar richtig toll und für so alte Männer wie die Bon Jovis doch ein anständiger Rocker. Labor of Love, ein weiteres, dieses Mal eher ruhiges Exemplar gefällt auch sehr und nun das…. Born Again Tomorrow ist nun wirklich übelster Kotzplay-Abklatsch. Ganz ganz ganz schlimm. Wie kann man nur. Es fehlen im Song eigentlich nur noch die im Mainstream-Rock bereits totgesagten Avicii’s Bauerntechno-Synthies und das Desaster wäre perfekt. Gut habe ich mich im Anschluss an den Brechreiz an die Sons of Beaches-Sessions aus der New Jersey-Aufnahmezeit erinnert. Darauf gibts doch ein paar richtige Granaten zu entdecken und man fragt sich, wieso es solch tolle Songs wie Full Moon High, dem heutigen Song des Tages, nie auf einen Longplayer geschafft hat. Leider konnte oder wollte mir im Traum, kann mich leider daran nicht mehr genau erinnern,  Johnny, wie wir Freunde ihn zärtlich nennen dürfen, dazu auch keine Antwort geben.

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