Tolles Aussie-Doppelpack letzte Woche im Zürcher Bogen F. Zum Einstieg Olympia, ohne Band und daher ziemlich roh und spröde gefolgt von der etwas sanfteren Julia Jacklin und ihrem Singer/Songwriter-Indie-weiss der Geier was-Pop. Wunderbar wars. Und mit der #MeToo-Hymne Body als Openener hat die gute Julia auch gleich alles richtig gemacht. Einfach nur schön und seit einer Woche nun auch ziemlich heftig am rotieren.
Bevor es morgen wieder so richtig ernst wird, aka Start des neuen Jobs, wird der heutige, herrlich verregnete Sonntag – und das ist mein vollster ernst, denn nichts ist schöner als ein kühler und verregneter Sonntag – ein wenig mit Biertrinken, der Go-Betweens Bio (Grant & I von Robert Forster) lesen und Musik hören verbracht. Es bietet sich jetzt noch mehr als sonst schon an, die alten Lieblingsplatten der Australier zu entstauben. Bereit liegt jedoch The Goon Sax mit ihrem herrlich-schrammeligen Indiepop. Somit bleibt das Ganze in der Familie und Forster Junior darf sich, sollte die Qualität des Debüts in Zukunft gehalten werden, auf eine ähnlich kultige Zukunft freuen.
Eine nicht abklingen wollende, ziemlich schmerzende Mittelohrenentzündung sowie das Kind beim genüsslichen Frühstücken. Mindestens zwei wichtige Gründe die schreiwütigen FJØRT gegen den niedlichen Indiepop meiner Lieblingsjapaner Tenniscoats auf dem Plattenteller oder in diesem Falle, da in der Küche am wüten, auf dem Rechner auszutauschen. Tenniscoats gehören ja zu der Sorte Band, die ich unbedingt mal Live sehen möchte. Immerhin durfte ich das Duo in erweiterter Form, u.a. mit Markus Acher von The Notwist, unter dem Projektnamen Spirit Fest vergangenen Dezember an der Alien Disko in München sehen. Schee war’s.
Gut Ding will Weile haben. Die 50 neuen Songs vom neuen Monsteroutput der Magnetic Fields mussten in den letzten Tagen und Wochen erstmal so richtig verdaut werden. So offensichtliche Ohrwürmer wie Luckiest Guy on the Lower East Side, Papa was A Rodeo, Absolutely Cuckoo und mindestens 20 andere, übrigens zu hören damals vor einer halben Ewigkeit auf dem Überwerk 69 Love Songs, gibt’s beim ersten oberflächlichen Kennenlernen nicht zu entdecken. Somit machte sich erst mal eine leichte Prise der Enttäuschung bei mir breit. Irgendwie hat man das Gefühl, zumindest wenn man frühere Werke der Magnetic Fields zum Vergleich herbeizieht, dass der Herr Merritt ein wenig abgelöscht, ja frustriert klingt. Ob das mit einer allfälligen Midlife-Crisis zu tun hat? Zumindest haben die 50 neuen Songs nicht mehr viel mit dem jugendlichen Wahnsinn der eben erwähnten 69 Liebeslieder am Hut. Obwohl von Folk, über gepflegten Indiepop, schrägen Synthie-Sounds und allerlei anderen musikalischen Spielereien wiederum die ganze Bandbreite an Stilrichtungen vertreten ist, klingt hier erstmal alles etwas generisch. Ausreisser nach oben müssen mit dem Hörgerät aufgespürt werden. Einer davon ist für mich ganz klar der heutige Song des Tages. Dafür, und das ist doch auch ziemlich beachtlich, gibt’s unter den 50 neuen Songs auch keinen wirklich schlechten Song zu verzeichnen. Und so ertappe ich mich nach der niedergelegten ersten Enttäuschung mittlerweile doch fast täglich beim Anhören der Memoiren von Stephin Merritt und kann getrost behaupten, das 50 Song Memoir ein klassicher Grower ist und somit jede investierte Minute Gold wert sein kann. Summa summarum ein gutes Album, das am besten als Ganzes konsumiert wird. Tipp!
Doping, Tschihad und notgeile Gefägniswärterinnen, mit solchen Themen hat die ehemalige Delgados Sängerin Emma Pollock nicht viel am Hut. Vielmehr ist ihr neues, ziemlich schönes und melancholisches Album In Search of Harperfield eine Reise in die eigene Vergangenheit. Musikalisch bewegt sich Emma dabei irgendwo zwischen Indiepop und kitschigem Folk-Ballast. Musik also, die man am besten zu Hause in der warmen Stube oder in der Küche bei einem Glas Rotwein hört. Definitiv ihre beste Tat seit dem Delgados Split.
1) Es sind noch exakt 9’999 Tage bis zu meiner Pension im Jahre 2042. Somit das erste Mal nur noch eine vierstellige Zahl bis zur Erlösung. Hurrah!
2) Scheinbar kann man das Alter eines Mannes anhand des Bauchumfanges schätzen. Je dicker der Bauch, desto älter der Mann. So einfach das Vorgehen. Das zumindest behauptet meine Arbeitskollegin. Ich geh nun bis auf weiteres abends Extrarunden im Wald drehen.
3) Dicke Bäuche und Pensionierung haben mit dem Song des Tages dann inetwa gleichviel miteinander am Hut wie Sepp Blatter’s Aussagen mit der Wahrheit. Trotzdem habe ich schon wieder vielzulange nicht mehr ins wunderbare Debüt dieser mal so tollen Band aus Schweden reingehört. Schönklang für kühle Sommertage. I like.
Auf meine Spotify-Liste mit auserwählten 78 Lieblingssongs hätte ich noch so gerne den heutigen Song des Tages draufgepackt. Doch im scheinbar unendlichen Sortiment an Musik war dieser Song beim Streaming-Dienst nicht im Angebot. Nun gut, dann halt eine zusätzlche Würdigung hier. Juliana Hatfield ist ja aktuell wieder mit ihrer wiederformierten Band The Juliana Hatfield Three unterwegs und hat auch ein sehr hörenswertes neues Album am Start. Nichts was die Welt heute wohl noch bewegen würde, doch für Freunde des 90-er Indie eigentlich ein Muss. Und wer weiss, vielleicht musiziert Juliana eines Tages auch wieder an der Seite des guten alten drug buddy EvanDando.
Alles muss im Überfluss vorhanden sein. Das hat sich auch Call Me Appetite gedacht und seine umfangreiche Sammlung an Gitarren-Schrammel-Singalong-Bands um einen weiteren Act erweitertet. Alvvays erfinden das Rad resp. den Indiepop natürlich nicht mehr neu, müssen sie auch gar nicht, denn manchmal reichen auch einfach ein paar nette Melodien die einem den Alltag versüssen und von denen gibts auf deren Debütalbum zu hauf.