Bevor ich mich in Kürze von der Dreifaltigkeit der deutschen Sonntagabend TV-Unterhaltung einlullen lasse, gibt es noch das Wort zum Sonntag von und mit den Toten Hosen. Gestern vor 25 Jahren starb nämlich der gute Johnny Thunders (New York Dolls, & The Heartbreakers) an einer Überdosis Heroin. Das letzte Foto vom lebenden Johnny entstand kurz zuvor mit Campino.
Der Thin White Duke beweist mit Blackstar einmal mehr sehr eindrücklich, das mit ihm auch im Jahre 2016 nach Christi und mit 69 Jahren (Happy Birthday by the way) noch fest zu rechnen ist. Nachdem der Spaceboy sich in Vergangenheit bekanntermassen immer mal wieder neu erfunden hat, geht nun Blackstar schon fast erwartungsgemäss wiederum in eine andere Richtung. Bowie, Ausgabe 2016, und wie das mit dem Alter so kommt, ist nun am Jazz interessiert. Die teils wilden Saxophon-Solis sind dann aber doch nur ein kleiner Teil in diesem doch ziemlich raffinierten Harmonien-Puzzle, das auch mal mit einer ordentlichen Prise Funk. clubtauglichen Beats und vor allem sehr viel Art-Rock aufwartet. Black Star ist somit auch alles andere als für das oberflächliche Hören gedacht, zumindest die ersten 4 Tracks sind doch ziemlich schwere Brocken, die es erstmal zu verdauen gilt. Doch das schöne an Blackstar ist, das bei dem ganzen Soundgewitter immer mal wieder, wenn meist auch nur für kurz, einer dieser Melodien auftaucht, für die man den guten Bowie stundenlang umarmen möchte und sowieso, das Pop-Chamäleon war immer dann am besten, wenn seine Alben anfänglich doch eher schwer zugänglich waren. Definitiv sein bestes Album seit Scary Monsters und der erste Höhepunkt im neuen Jahr. Tipp!
Ja, da ging ich am letzten Montag mal wieder in die Zürcher Hafenkneipe an ein Konzert. Weil etwas verfrüht unterwegs, steige ich eine Busstation vorher aus und laufe die letzten circa 300 Meter. In der Hälfte des Walking-Marathons werde ich an einer Strassenecke von einem ziemlich schmuddeligem und langhaarigen Penner angerempelt. Nichts ungewöhnliches für die Gegend rund um die Langstrasse. Umso ungewöhnlicher, dass er sich mit einem scheuen “Sorry” entschuldigt. 15 Minuten und einen Smalltalk vor dem Eingang später stehe ich dann an der Bar der Hafenkneipe und möchte mich auf den bevorstehenden Konzertabend eintrinken. Neben mir taucht wieder der Penner von vorhin auf und bestellt mit einwandfreiem Ami-Englisch einen Schnaps (Snaps), welchen er mit zittrigen Händen Ex runterkippt. Irgendwie kommt mir die Fresse dann doch bekannt vor. Und dann macht es klick. Das ist ja Evan Dando, ehemaliger Zitronenkopf und Held meiner Jugend. Herrjeh, sieht der mittlerweile kaputt aus. Selbst ein Kurt Cobain sah gut 4 Wochen vor seinem Tod besser aus. Ich stellte mir somit die Frage, auf was für ein Konzert ich mich an diesem Abend eingelassen habe. Bei solcher Kaputtheit darf und soll man ja nicht mehr viel erwarten (beste Beispiele Sparklehorse und Chan Marshall). Halbe Stunde später steht eine Frau mit Gitarre mittleren Alters auf der Bühne. Deren Musik klingt nett. Wie die wohl heisst? In der Mitte des Sets stellt sie sich dann vor. “Sara Johnston, war mal bei Bran Van 3000 Mitglied”. Bran Van 3000, ihr wisst schon, Drinking in L.A. und so. Hat mir insgesamt auch ohne diese Information sehr gut gefallen. Dann wars soweit. Evan Dando, für welchen ich meinen sturmfreien Montagabend geopfert habe, kommt auf die Bühne. Immernoch sichtlich mitgenommen murmelt er etwas über sein Lieblingsland Frankreich. Da gibts scheinbar, im Gegensatz zur braven Schweiz, in den Bars und Clubs Codein hinter der Theke. Leider konnte auch niemand vom Publikum damit dienen. Trotzdem spielte er dann ein Ladung Hits in ganz ordentlicher, ja berührender Manier. Die ca. 60 Anwesenden jedenfalls mucksmäuschenstill. Nach gut einer halben Stunde hechtete der gute Evan dann in die andere Ecke der Bühne und fing an einen Zuschauer aufs übelste zu beschimpfen. Scheinbar hat dieser Schelm ihn heimlich fotografiert. Er zeigte ihm dann noch den Stinkefinger und wie ein Spatz fluchend wankte er zurück zum Mirko und meinte dann, dass man einen Besoffenen eh nicht ernst nehmen sollte und kicherte vor sich hin. Es folge ein akkustischer Hardcore Song. Eine Stunde, ca. 30 Songs und diverse Schnäpse später (überreicht durch die gute Sara, die scheinbar in der folgenden Nacht noch einiges mit Evan vorhatte) fiel dann der gute Mann auch noch von der Bühne. Rockstars kenne ja keine Schmerzen und schwups war er oben und spielte noch ein paar weitere Hits ohne Mikro, ohne Verstärker aus dem umfangreichen Sammelsorium der Lemonheads. Bis auf zwei gelangweilte Werber-Nasen aus der Ostschweiz, war es weiterhin still und berührend und trotz all dieser Vorkommnisse, aller Peinlichkeiten und Textlücken, ein wunderbarer, ja legendärer Abend voller Melodien für die Ewigkeit vorgetragen von einem kaputten Junkie, der jede Note und jedes Wort lebte.
Aber nun Evan, bitte pass auf Dich auf, trink weniger und lass die Finger von den Drogen. Ich möchte doch noch ein paar Konzerte mit Dir erleben. Ja?
Die heutige Online Ausgabe des Schweizer Boulevardblattes Blick berichtete von der unheimlichen Obszession der vor kurzem dahingeschiedenen Peaches Geldof mit der Musik der Heroin Ikone (!!!) Elliott Smith. Scheinbar war ihr Heini und Mann auf die Drogen-Ikone eifersüchtig und wollte ihr die Musik verbieten. Er hätte ihr stattdessen was anderes verbieten sollen. Tragisch nur, dass man den Namen Elliott Smith nun mit dieser leidigen Geschichte in Verbindung bringt. Vielleicht würde man sich lieber mal fragen in welcher heilen Welt eigentlich dieser ach so tolle Weltverbesserer und von der Queen zum Sir ernannten Bob Geldof befindet. Frau und Tochter an Heroin gestorben. Der Mann muss blind sein. Oder einfach nur doof, vermutlich beides, genauso wie ihr Mann. Es gibt Menschen die mögen die Montage nicht. Ich mag Bob Geldof nicht.
Was das Ganze mit dem Song des Tages zu tun hat? Gar nichts. Draussen ist es wieder wärmer, also warum nicht mal wieder Os Mutantes hören.
Der gestrige 5. April ist auch der Todestag einer anderen “Grunge”-Legende. Layne Stayley, Sänger von Alice in Chains und Mad Season, starb nach jahrelanger schwerer Abhängikeit an einer Überdosis Heroin und Kokain, in Fachjargon Speedball genannt.
Mit einem Akkordeon verzaubert derzeit in den frühen Abendstunden ein vom Leben gezeichneter Strassenmusiker das gestresste Pendlervolk an der Zürcher Tramstation Sihlquai/Hauptbahnhof. Menschen, die die nötige Portion Ruhe und Entspanntheit aufweisen und auch mal das eine oder andere Tram vorbeifahren lassen, wähnen sich mit etwas Fantasie, bei der doch mal etwas anderen vorweihnachtlichten Berieselung, gar in den dunklen Seitenstrassen von Paris oder in einer der zahlreichen und verrauchten Kneipen am Hafen von Marseille. Schön!
Gezeichnet vom Leben resp. von seiner Drogensucht und der daraus resultierenden Aidskrankheit war auch der französische Musiker Mano Solo. Vor allem seine ersten beiden Alben sollte man doch mal gehört haben. Gekonnt werden da Stilrichtungen wie Musette, Gypsy-Jazz und Rockmusik mit heftigen und schmerzhaften Wortausbrüchen rund um Themen wie Einsamkeit, Traurigkeit und Rastlosigkeit kombiniert. Äusserst intensive Musik, die hervorragend in die dunklen Stunden des Lebens passen. Mit oder ohne Pastis.
….u wenn’i z’bärn am fänschter schtah u d’sunne grad im meer versinkt u mis einsame härz schmärzt so fescht de dänken’i a üsi zyt u de tröimen’i vo dir isch es bärn – isch es basu – isch es ……. züri west
Hurra! Hurra! Feierei. Schöne Aussichten bringt das anstehende Wochenende, das endlich mal wieder unter dem rar gewordenen Stern “Urlaubsbeginn” steht. Anfangen wird der Spass heute Abend mit den Feierlichkeiten rund um das 25 jährige Jubiläum der Berner Reitschule mit u.a einem Konzert der Lokalmatadoren und Kultband Züri West. Just an dem Ort also, wo fast auf den Tag genau vor 25 Jahren eben diese Band im damals noch besetzten Areal an der sogenannten Kulturnacht, welche Teil des Kulturstreiks, dem damaligen kulturpolitischen Kampf der Berner Kulturschaffenden war, spielte. Wenige Tage später wurde die Reitschule dann durch die Besetzer übernommen und gilt seitdem als einer der wichtigsten Anlaufstellen für alternative Kultur im Raum Bern, ja vermutlich in der ganzen Schweiz. Schön, dass die Organisatoren es geschafft haben, die mittlerweile auf nationaler Ebene sehr erfolgreiche Band zu buchen und somit wird sich ein Vierteljahrhundert später im restlos ausverkauften Dachstock der Kreis schliessen. Und da es sich ja bekanntlich mit vollem Ranzen besser feiern lässt, zumindest verträgt man gut genährt den Alkohol besser, werden wir – die werte Gattin wurde gezwungen mitzukommen – uns zuvor im heimeligen und sehr empfehlenswerten Restaurant Metzgerstüblikulinarisch verwöhnen lassen. Zu guter Letzt hoffe ich dann irgendwann spät nachts/früh morgens noch irgendwo einen Negroni als Zugabe zu bekommen. Dieses aus Italien stammende Mixgetränk, womöglich das bestschmeckende überhaupt, wäre wohl der perfekte Absacker um einen hoffentlich genauso perfekten Abend und Ferienbeginn ausklingen zu lassen. Notfalls darf’s aber auch ein Mojito sein.