Frühjahr 2020. Die einen halten sich mit Homeoffice am leben, andere quälen sich mit Fitnessgeräten durch den Tag und nochmals andere Trinken nun schon am Morgen. Nicht so Michael Stipe, der einstige Frontmann der legendären R.E.M. Der schreibt nämlich neue Hymnen. Gross!
Letzten Mittwoch war es soweit. Um Punkt 15 Uhr standen wir in sorgfältig ausgewählten Klamotten vor dem Radiostudio, wo wir, bevor es zu einem Radiorundgang ging, mit einem ersten Apéro erwartet wurden. Der Rundgang ziemlich cool, mal abgesehen von der einen Situation, wo ich unvorbereitet im Radiostudio kurz live vor ca. 400’000 Hörern ans Mikro treten musste und auch gleich noch die dümmste aller dummen Fragen beantworten sollte. Ich hab kläglich versagt, wohl auch, weil der Promillepegel noch auf 0 war. Ich frag mich ja noch immer, wie ich das vor gut 3 Wochen mit dem Live-Gesang vor genauso viel Hörern geschafft habe! Irgendwann nach 17 Uhr durften wir die Limousinen entern und wurden ins Stadion chauffiert. Kaum da angekommen, auch gleich superwichtig an den ziemlich langen Schlangen – es wurden ja an die 50’000 Fans erwartet – vorbei hoch in die VIP-Lounge des Stadions gehechtet, wo diverse Büffets mit dem leckerstem vom leckeren Edelessen auf uns wartete. Bier gabs von Carlsberg, einer der übelsten Güllen dieser Welt, somit im Anschluss bis auf weiteres nur noch Champagner getrunken. Schliesslich war ich deswegen ja da. Bon Jovi starteten dann leicht verspätetet und 20 Uhr 15 mit Ihrem rund 2 stündigen Set. Das Konzert durften wir von den besten Sitzplätzen aus angucken. Stimmung war, obwohl Jon stimmlich ziemlich oft daneben lag – die Höhen schaffte er überhaupt nicht mehr – Hammer. Es wurden so ziemlich alles grossen Hits gespielt. Einzig vermisste ich, auch wenn ich am Nachmittag im Radio was anderes stammelte, die eine oder Killerballade. Kein Always, kein Bed of Roses, kein Amen, welche immerhin bei allen anderen Konzerten der Tour zur Setlist gehörten Erst mit der Zugabe gabs das fulminante I’ll be There For You. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits vom Champagner zum Negroni gewechselt, als mir Einfiel, dass es ja am Ende noch eine Riesenüberraschung geben sollte und ich vielleicht besser mit Trinken aufhören sollte. Nichts peinlicher, als bei einem allfälligen Meet und Greet vor lauter Nervosität dem guten Jon vor die Füsse zu kotzen oder noch schlimmer, das Meet und Greet betrunken auf der VIP-Toilette verpassen. Mit Living on A Prayer, dem wohl allerallerbesten Bon Jovi Song aller Zeiten, endete der musikalisch berauschende, gesanglich aber eher bescheidene Konzertabend und ich war bereit für die Überraschung, musste dem Radio aber erst noch ein Interview geben. Dieses Mal, Champagner und Negroni sei Dank, in bester Plauderlaune und – mich selber auf die Schulter klopf – mit einem herrlichen Lacher zu beginn. Danach ging es sehr schnell und schon standen wir vor dem Stadion. Kein Meet und Greet, keine Überraschung, nur noch Verabschiedung nach einem ziemlich denkwürdigen und vor allem tollen Tag als VIP Gast beim Helden aus meiner Jugend im Zürcher Letzigrund. Auch wenn es mit dem Treffen nicht klappte, ich hätte mit meinem Fanshirt, unter anderem stand Sambora in grossen weissen Lettern darauf, wohl sowieso nur abgeloost und so war es vielleicht, im Nachhinein betrachtet, auch ganz okay, meinem ziemlich ergrauten und stimmlich schwachen Helden an dem Abend nicht zu treffen. Enttäuscht war ich im ersten Moment trotzdem ein kleines bisschen.
Es dauert nicht mehr ganz ein halbes Jahr, dann ist es wieder so weit. That Time of the year, also Weihnachten, steht vor der Tür. Nun aber erstmal den Sommer überleben. Sowieso, für mich ist ja schon nächsten Mittwoch Weihnachten Und Ostern. Und Geburtstag. Bis dahin höre ich viel viel Bon Jovi und wer weiss, vielleicht lässt sich ja trotzdem irgendwie noch ein Meet & Greet mit Jon Boy organisieren. Das wäre dann Weihnachten, Ostern, Geburtstag und Lotto 6er in einem. Fingers crossed also.