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Evan Dando – All My Life (2003; Baby I’m Bored)

Ja, da ging ich am letzten Montag mal wieder in die Zürcher Hafenkneipe an ein Konzert. Weil etwas verfrüht unterwegs, steige ich eine Busstation vorher aus und laufe die letzten circa 300 Meter. In der Hälfte des Walking-Marathons werde ich an einer Strassenecke von einem ziemlich schmuddeligem und langhaarigen Penner angerempelt. Nichts ungewöhnliches für die Gegend rund um die Langstrasse. Umso ungewöhnlicher, dass er sich mit einem scheuen “Sorry” entschuldigt. 15 Minuten und einen Smalltalk vor dem Eingang später stehe ich dann an der Bar der Hafenkneipe und möchte mich auf den bevorstehenden Konzertabend eintrinken. Neben mir taucht wieder der Penner von vorhin auf und bestellt mit einwandfreiem Ami-Englisch  einen Schnaps (Snaps), welchen er mit zittrigen Händen Ex runterkippt. Irgendwie kommt mir die Fresse dann doch bekannt vor. Und dann macht es klick. Das ist ja Evan Dando, ehemaliger Zitronenkopf und Held meiner Jugend. Herrjeh, sieht der mittlerweile kaputt aus. Selbst ein Kurt Cobain sah gut 4 Wochen vor seinem Tod besser aus. Ich stellte mir somit die Frage, auf was für ein Konzert ich mich an diesem Abend eingelassen habe. Bei solcher Kaputtheit darf und soll man ja nicht mehr viel erwarten (beste Beispiele Sparklehorse und Chan Marshall). Halbe Stunde später steht eine Frau mit Gitarre mittleren Alters auf der Bühne. Deren Musik klingt nett. Wie die wohl heisst? In der Mitte des Sets stellt sie sich dann vor. “Sara Johnston, war mal bei Bran Van 3000 Mitglied”. Bran Van 3000, ihr wisst schon, Drinking in L.A. und so. Hat mir insgesamt auch ohne diese Information sehr gut gefallen. Dann wars soweit. Evan Dando, für welchen ich meinen sturmfreien Montagabend geopfert habe, kommt auf die Bühne. Immernoch sichtlich mitgenommen murmelt er etwas über sein Lieblingsland Frankreich. Da gibts scheinbar, im Gegensatz zur braven Schweiz, in den Bars und Clubs Codein hinter der Theke. Leider konnte auch niemand vom Publikum damit dienen. Trotzdem spielte er dann ein Ladung Hits in ganz ordentlicher, ja berührender Manier. Die ca. 60 Anwesenden jedenfalls mucksmäuschenstill. Nach gut einer halben Stunde hechtete der gute Evan dann in die andere Ecke der Bühne und fing an einen Zuschauer aufs übelste zu beschimpfen. Scheinbar hat dieser Schelm ihn heimlich fotografiert. Er zeigte ihm dann noch den Stinkefinger und wie ein Spatz fluchend wankte  er zurück zum Mirko und meinte dann, dass man einen Besoffenen eh nicht ernst nehmen sollte und kicherte vor sich hin. Es folge ein akkustischer Hardcore Song. Eine Stunde, ca. 30 Songs und diverse Schnäpse später (überreicht durch die gute Sara, die scheinbar in der folgenden Nacht noch einiges mit Evan vorhatte) fiel dann der gute Mann auch noch von der Bühne. Rockstars kenne ja keine Schmerzen und schwups war er oben und spielte noch ein paar weitere Hits ohne Mikro, ohne Verstärker aus dem umfangreichen Sammelsorium der Lemonheads. Bis auf zwei gelangweilte Werber-Nasen aus der Ostschweiz, war es weiterhin still und berührend und trotz all dieser Vorkommnisse, aller Peinlichkeiten und Textlücken, ein wunderbarer, ja legendärer Abend voller Melodien für die Ewigkeit vorgetragen von einem kaputten Junkie, der jede Note und jedes Wort lebte.

Aber nun Evan, bitte pass auf Dich auf, trink weniger und lass die Finger von den Drogen. Ich möchte doch noch ein paar Konzerte mit Dir erleben. Ja?

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#My Drug Buddy

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Evan Dando in der Hafenkneipe/Zürich (09.03.2015)

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#The Sun Shines In The Bedroom

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The Vaselines in der Hafenkneipe/Zürich (19.11.2014)

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Turbostaat – Haubentaucherwelpen (2007; Vormann Leiss)

Turbostaat, an und für sich ein dümmlicher Bandname und dementsprechend habe ich dahinter auch eher Ravepunk à la Egotronic oder so Asimusik, wie man sie von Bands wie den Kassierern oder Dimple Minds kennt, erwartet. Dem ist aber nicht so. Turbostaat, das ist dann doch eher emotionaler Punkrock mit intelligenten Texten der mir derzeit besonders gut gefällt. Das vor kurzem erschienene, gem. diversen Medien ziemlich ambitonierte Album Stadt der Angst kenn ich zwar noch nicht, werde ich mir bei gegebener Zeit sicher noch zu Gemüte führen. Leider verpassen werde ich das Konzert am 30. April in der Zürcher Hafenkneipe. Die Webseite vermeldet seit Tagen ausverkauft. Schade, hätte ich mir an dem Abend da doch gerne das eine oder andere Bier zu lautem, live gespieltem Punkrock in den Kopf gestellt und mir dabei Gedanken über die Gründung einer eigenen (Rentner-)Punkrockband gemacht. Zumindest Ideen für tolle Bandnamen existieren bereits. Favoriten: Krampfader oder Frostbeule.

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Naked Lunch – The Sun/God (2013/2004; All Is Fever/Songs For The Exhausted)


Gestern Abend gastierte die österreichische Indierock Band Naked Lunch in Zürich. Noch gut erinnere ich mich an ihre “Show” vor 6 Jahren in der Zürcher Hafenkneipe. Miesepetrig gelaunt, war es ihnen damals wichtiger dem Publikum den Anschiss klar zumachen, anstatt eine einigermassen anständige Show hinzulegen. Dementsprechend ist der Auftritt heute noch in meinen Top 3 der allerallerschlechtesten je gesehen Gigs zu finden. Gestern nun war es dann mal wieder soweit. Naked Lunch spielten im Ziegel oh Lac. Wollte erst gar nicht hin, hab mich dann aber mangels vorosterlichem Alternativprogramm doch kurzfristig für ein Busfahrt ans andere Ende der Stadt entschieden. Letztendlich ein guter Entscheid. Naked Lunch waren spielfreudig, ja richtig gut gelaunt und präsentierten so ziemlich alle Hits der letzten drei Alben. Und just als die diversen Weizenbiere in mir ihre Wirkung entfachten, hauten die Ösis noch God, den Naked Lunch-Übersong schlechthin, aus dem Ärmel. Brachial und laut, wie es sein muss.
Und so halten Naked Lunch nach einem mehrjährigen Unterbruch seit gestern Abend wieder den Titel Lieblingsösterreicher in Call Me Appetites Welt. Schee wars!

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