Ich glaub, die Platte habe ich hier im Kabinett gar nie gross vorgestellt. Die Vermutung, dass dank Kanye West und Beyonce schon alle von dem jungen Briten gehört haben lag resp. liegt nahe. Auch der Werte Berichterstatter hat damals von seinem umjubelten Debütalbum Notiz genommen und den jungen Burschen auch gleich mal als pothässlichen und übergehypten Vogel abgestempelt. Zudem könnte er alterstechnisch ja schon fast mein Sohn sein, und von Jungspunden lass ich mich seit geraumer Zeit nur noch selten inspirieren resp. begeistern. Die damalige Single Easy Easy bestätigte diesen ersten Eindruck. 4 Jahre später musste meine Meinung jedoch revidiert werden, auch dank dem sensationellen Vocal-Beitrag auf dem aktuellen und ziemlich guten Mount Kimbie-Album (zu finden etwas weiter hinten in meinen Jahrescharts). Mannomann, was für ein geiler Song. Kaum dran gefallen gefunden stand dann auch schon The Ooz in den Läden und begeisterte mich sofort mit seiner Mixtur irgendwo zwischen Film Noir, Jazz, Trip Hop, Rock und Folk. Klingt weird, passt aber alles perfekt zusammen, auch dank der stets melancholischen Grundatmosphäre sowie natürlich der Reibeisenstimme von Archy Samuel Marshall, wie King Krule zum bürgerlichen Namen heisst. Als Vater wäre ich stolz auf meinen Sohn!
Die Tindersticks veröffentlichen diesen Freitag ihr neuntes Studioalbum namens TheSomething Rain. Gewohnt stilsicher bewegen sie sich darauf zwischen schmalzigem Gefühlskino, morbidem Soul und psychedelischem Kammerpop. Dazu gesellt sich das typische, auch nach 21 Jahren Bandexistenz omnipräsente, rotweingetränkte Nuscheln von Stuart A. Staples, der weiterhin unbeirrt der Nacht entsprungene Geschichten vorträgt. Kein Wunder wähnt man sich bei solchen Zutaten in einem französischen Film Noir. Es bleibt hinzuzufügen, dass The Something Rain kein Meisterwerk wie I, II oderCurtains geworden ist. Für solch eine Grosstat hat sich den letzten Jahren Tindersticks-intern auch viel zu viel verändert. Doch kann man hier trotzdem von einem äusserst gelungenen Output sprechen. Dem vielleicht sogar Besten nach eben diesen grossen Drei. Und das will beim konsequent guten Tindersticks Backkatalog doch was heissen. Vor allem die Songs This Fire of Autumn und das hier präsentierte Medicine, mit dem äusserst schicken Clip,sind wahre Perlen. Highly Recommended.