Die Messlatte nach dem Roten Album war ziemlich hoch und entsprechend konnte eigentlich nur noch eine Enttäuschung folgen. Schlecht ist die Unendlichkeit, die musikalische Dirk von Lowtzow-Biographie, bei weitem nicht – immerhin Platz 4 hier im Kabinett. Doch hat mich das Album weniger als auch schon gepackt. Vor allem Tracks 1-4 sind nicht so mein Fall, danach aber erste Sahne und beste Tocotronic-Qualität.
Teenage Riot im Reihenhaus. Die nächsten 3 Monate oder so will ich nichts mehr anderes hören als die Unendlichkeit. Gestern nach der Lohnarbeit bei ein paar dunklen Weizenbieren aus dem Hause König Ludwig – für besondere Momente nur das beste – das Album 5x am Stück durchgehört. Die Verzückung ist, wie eingangs angedeutet gross. Richtig gross! Hier gibts irgendwie alles, was man sich aus 25 Jahren Tocotronic erhofft hatte und trotzdem ist auf dem 12. Studioalbum alles anders als zuvor. Poetisch, autobiographisch, ausgetüftelt und nostalgisch, um mal ein paar wenige Adjektive in den Raum zu werfen, wurde dieses erneute Überwerk stilistisch äusserst abwechslungsreich und dichtverwoben mit Farfisa- und Hammond-Orgeln, Streicherarrangements, diversen Synthesizern, Stimmverzerrung und andere Effekten angereichert. So fallen einem bei so viel Klangvielfalt beim Hören so schöne Referenzen wie Prefab Sprout, Roxy Music, Hüsker Dü und Steve Reich ein. Und mit Alles was ich immer wollte war alles gibts auch wieder einen Slogan um die tristen Wände der globalisierten Bahnhofsunterführungen dieser Stadt zu verschönern. Repeat-Taste ahoi und somit jetzt schon Album des Jahres!