Eddie Vedder durfte auf dem Höhepunkt der Grungewelle, es musste so Anfang 1995 gewesen sein, ein paar Stunden lang Radiomoderator spielen. Self Pollution Radio nannte er sein Baby, welches mit vielen Gästen und Lieblingsmusik aufwartete. Für einen Teilzeitgrunger wie mich damals ein gefundenes Fressen um neue Musik aus Seattle kennenzulernen. Internet war ja noch in den Kinderschuhen und die Plattenläden im nächst grösseren Kaff hatten eine sehr begrenzte Auswahl. Somit sass ich an diesem Abend vor der heimischen Stereoanlage und tapte die Show mit. Eddie spielte vor allem am Anfang viel Musik ab Konserve. Ein Song, der es mir damals brutal antat war Walking The Cow von Daniel Johnston. Ein ziemlich skurriler Song der irgendwie aus der Zeit gefallen war, vorgetragen lediglich mit einer leiernden Orgel und einer kindlichen Stimme. Leider kommentierte Eddie den Song damals nicht an oder ab und so hörte ich dieses Kleinod rauf und runter ohne zu wissen, wer dahinter steckte. Irgendwann, zig Monate und 1000 “Umdrehungen” später identifizierte ich diese naiv-kindliche Stimme auf dem ausgezeichneten Soundtrack zum Film Kids. Daniel Johnston nannte sich der ziemlich schrullige Wohltäter und war schon eine ganze Weile der Liebling des amerikanischen Untergrunds. Selbst auf der der stolzen Brust eines Kurt Cobains hatte der gute Mann während einer legendären MTV Übertragung bereits mal Platz nehmen dürfen. Der ganz grosse Erfolg sollte ihm jedoch verwehrt bleiben, auch weil ihm seine massiven psychischen Probleme immer wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Zu Beginn der 00-er Jahre herrschte nochmals ein ziemlicher Hype um den sensiblen Künstler aus Texas. Erst versammelten sich auf einer Compilation namhafte Musiker um Tribut zu zollen, später sollte gar eine preisgekrönte Doku folgen. Auch auf Tour begab er sich nochmals, wobei das Konzert damals im Zürcher El Lokal eher zu einer Art “Freakshow” verkam. Er konnte einem schon leid tun, wie er zitternd sowie aufgedunsen von Fast Food und Medikamenten verloren auf der Bühne stand. Sein letztes Album, ein Soundtrack, erschien 2012, qualitativ jedoch weit enfernt von den naiv-kindlichen Grosstaten früherer Tage.
Daniel Johnston verstarb am 10. September 2019 infolge eines Herzinfarktes. Er wurde 58 Jahre alt.