Trotz so vielversprechender neuer Release von u.a. Marvin Gaye, Beth Gibbons und Jenny Lewis wird der heimische Soundtrack derzeit einmal mehr von Sakamoto, Sylvian und Fennesz, also der heiligen Dreifaltigkeit, dominiert. So unterschiedlich ihre Herangehensweise in Sachen Musik auch ist, so sehr ergänzen sie sich dann doch irgendwie. Jeder hat dann auch schon mal mit jedem in irgendeiner Form musiziert. Gross war dann auch die Freude, als ich gestern, just zum Ferienbeginn, von einem neuen Fennesz-Album las. Man verzeihe mir, aber die letzten Wochen wurden ziemlich intensiv mit seuchenden Kindern verbracht und Dinge wie “neue Musik” musste hinten anstehen. Dank Agora, darf man aber schon mal von einem gelungenen Start in den spontanen Urlaub sprechen. Träumerische Melodien treffen auf harschen Lärm. Herrlich.
Wie der treue Leser sicherlich schon gemerkt hat, bewege ich bewege mich seit Wochen im musikalischen Dunstkreis der Herren Sylvian und Sakamoto. Schliesslich gibt es da auch viel schönes zu hören oder im Falle von Ryuichi Sakamoto sogar neuzuentdecken. Und da sich bei mir ein latenter Interessenmangel an neuer Musik – neu im Sinne von Folgen und Hören aktueller Veröffentlichtungen – durchzusetzen scheint, passt das im Moment ganz gut. Und so soll es nun auch niemanden mehr verwundern, wenn jetzt noch ein weiterer, wenn auch sehr kurzer, David Sylvian-Song seinen Weg hier ins musikalische Kabinett findet. Denn: September’s here again. Hach…. ♥
Früher war alles besser! Die 80-er Jahre haben ja den Ruf besonders kuschelig gewesen zu sein. Man vergisst dann aber trotzdem schnell so Dinge wie den Supergau, die atomare Aufrüstung oder das Aufkommen von Aids (um mal nur ein paar wenige zu nennen). Trotzdem, gemessen an der Zahl der aktuellen und zahlreichen Brandherde dieser Welt, klingt das so im Nachhinein – Achtung, ich will hier übrigens gar nichts schönreden – alles wie eine gemütliche Kaffeefahrt am Nachmittag.
Besonders geprägt haben auch die zahlreichen Filmusiken diese sogenannte Dekade der Dekadenz. So hört man doch auch heute noch oft die Hits aus Dirty Dancing (She’s Like The Wind ❤️), Footlose, Top Gun oder Beverly Hills Cop an irgendwelchen nostalgischen Veranstaltungen. Einer meiner allerliebsten Songs überhaupt stammt dann auch aus einer Soundtrack-Kollaboration jener Zeit. Auch wenn nicht ganz so berühmt, dafür umso schöner und zeitloser. Viel Spass somit mit dem Song des Tages aus dem Film Merry Christmas Mr. Lawrence von Ryuchi Sakamoto und David Sylvian.
Neulich war ich nach langer Zeit mal wieder auf “Freigang”. Nichts spektakuläres. Zürich’s immer noch beste Pizza (Taverne da Angelo) essen, Wein trinken und dabei ein wenig dumm über Gott, Politik sowie Musik mit einem guten Freund schwatzen. Hat gepasst! Im Anschluss gönnten wir uns noch einen Absacker in irgendeiner Bar irgendwo im hippen Kreis 3. Der Name der Lokalität ist auch nicht wichtig. Die Institutionen gleichen sich in den In-Vierteln dieser Welt – dank Globalisierung – sowieso. Item. So sass ich also zur vorgerückter Stunde draussen hinter den Gleisen beim Bahnhof Wiedikon, schlürfte am leckeren Negroni und fühlte mich trotzdem irgendwie fehl am Platz. Rundherum gut gelauntes Partyvolk, dass zu langweiliger Technomusik, vorgeführt von einem lausigen Hobby-DJ, laut quatschte. Die Genderverteilung stets korrekt eingependelt bei 50/50, wobei die Frauen mit ihrer Uniformierung durch irgendeinen dieser zahlreichen skandinavischen Modeaustatter auffielen und die auf dicke Eier machenden Männer brillierten mit feschen Undercuts und ganz viel coolem Subkulturgehabe, obwohl ansonsten in deren Leben eher das Prinzip bloss nicht anecken, bloss keinen Aufstand machen gilt. Es ist, wie es ist oder besser gesagt, bist du zu alt, sind sie zu jung. In Zukunft werde ich mich wohl, anstatt für den Ausgang an einem Freitagabend, eher für einen Besuch der heiteren Bingorunde im Quartier-Altersheim am Samstagnachmittag bemühen. Authentizität, sofern man die will, ist da auf sicher und zu Gewinnen gibt es sicherlich auch was tolles. Auf dem Heimweg mit dem 72-er Bus hörte ich über Ohrenstöpsel dann noch einen von mir sehr verehrten zugegebenernmassen etwas schwerverdaulichen Klassiker aus, wie es sich für einen mittlerweile etwas rückständingen, älteren Mann gehört, vergangenen Zeiten. Die Stimmung des Songs passte in diesem Moment jedoch, wie die berühmte Faust auf’s blaue Auge. Und dieses Saxophon, > grosse Liebe.
In den Bergen hängt Gewitter Und die Hitze dauert an In den Wolken spielen die Blitze Die Hunde bellen, der Garten blüht
Das Thermometer soll heute in der Stadt bis auf 35 Grad steigen. Was für eine Qual! Mehr als wie eine tote Fliege rumliegen mag ich dann auch grad nicht und so lass ich mich beim Leiden ein wenig von Ambient/New Age-Musik aus dem Hause Sylvian/Czukay berieseln. Fantastische Musik, die diese Tage auf Grönland Records neu aufgelegt wurde.
Der Tag war noch ziemlich jungfräulich, als heute Morgen beim ersten Kaffee der gute alte David Sylvian für das passende Ambiente zum Sonnenaufgang sorgen durfte. Backwaters, was für ein wundervoller Song von einem ebenso wundervollen Album. Der Leser mag sich nun fragen, warum der Schreiberling um diese Zeit schon aktiv war. Es muss wohl an der im fortschreitenden Alter nicht untypischen senilen Bettflucht liegen, anders kann ich mir das bei bestem Willen auch nicht erklären.
Apropos erklären: #wirwerdendannhaltimJahr2022Weltmeister. Verdiente Niederlage im Achtelfinale gegen ein äusserst bescheidenes Schweden. Aber wer so ideenlos und vor allem ohne Herz kickt, der hat an einer Endrunde eigentlich nix verloren. Ukraine, Polen und nun Schweden, so viel Losglück hat ja im Normallfall nicht mal die Mannschaft. Und wer an solch mediokren Mannschaften scheitert ist selber nicht mehr als ähm medioker. Dafür ist nun wieder etwas mehr Zeit für die Konsumation von Musik vorhanden. Ich wollte mich ja schon immer mit dem Schaffen von David Sylvian nach 1999 befassen. Mit der aktuell stramm fortschreitenden Reduzierung der Fussballspiele im TV eigentlich eine ganz lösbare Aufgabe. Eigentlich….