Noch 101 Tage bis zum Jahresende. Von Herbst jedoch noch keine Spur. Im Gegenteil. Heute, 12.22 Uhr am Zürcher Central. 27 Grad zeigt das Thermometer an. Ein Cabrio der Marke Porsche fährt vor. Am Steuer eine wasserstoffblondierte Dame vermutlich mittleren Alters, vermutlich zurecht operiert. Egal. Aus den Stereoboxen dröhnte in einer ziemlich amtlichen Lautstärke passend Copacabana von Barry Manilow. Ziemlich grauselig das alles. Und das schlimmste am Ganzen, schlimmer als die ganzen üblen Gerüche seit Monaten im öffentlichen Verkehr: dieses verfluchte Copacabana will nicht mehr aus meinem Kopf. Bäh…
Nach den Ferien ist vor den Ferien. Was macht man also, wenn man sich plötzlich wieder der Hitze und all den dazugehörigen Gerüchen im öffentlichen Verkehr stellen muss. Genau! Sich über Kopfhörer mit ordentlicher Lautstärke den vergangenen Urlaubssoundtrack durch die Lauscher jagen. Der war für einmal dann auch alles andere als süffig-elektronisch oder poppig, wie in den letzten geschätzten 25 Jahren. Im Gegenteil. Mit Ordinary Corrupt Human Love der amerikanischen Blackgaze-weiss der Geierwally was-Krachcombo Deafheaven hat mal wieder eine Kapelle der etwas extremeren Art den Soundtrack zum Schweiss von der Stirn wischen abgeliefert. Wobei verglichen mit den Vorgägeralben ist das schon ziemlich melodiös und eingänging, was da die Herren auf dem Silberling servieren. Gekonnt wird knüppelharter Blackmetal mit Shoegaze, Dreampop und Postrock der jungen Mogwai gepaart und zu einem grossen Momentum mit unwiederstehlichen Melodien versponnen. Ein wahre Freude ist das Ganze und der mittlerweile vierte Deafheaven-Release liefert auch nach mittlerweile fast fünf Wochen Dauerrotation noch immer die nötige Spannung (so im Gegenteil zum gestrigen Tatort) um dran zu bleiben. So darf man also getrost mal wieder von einer uneingeschränkten Hörempfehlung sprechen. Als Müsterchen der Albumcloser und –Call Me Appetite Favorite Worthless Animal. Habt viel Spass damit.