Während Call Me Appetite, aka das männliche Familien-Oberhaupt, die Küche aufräumte, zog sich Kind Nummer 1, mittlerweile 21 Monate alt, die Gummistiefel an und verschwand unauffällig im Bad. Es war dann auch lange seltsam ruhig, was bekanntermassen bei kleinen Kindern nie ein gutes Zeichen ist und so ging ich dann mal schauen, was eben dieses Kindlein schönes treibt. Das stand dann ganz zufrieden neben der Badewanne und schöpfte mit einem Behälter fleissig blaues Gold auf den Boden. Der war dann mittlerweile auch schon so nass, dass die gelben Gummientchen darin hätten schwimmen können. Ja. Aber hey, immerhin hatte Kind Nummer 1 noch trockene Füsse.
Mit dem kommenden Jens Lekman-Release im Februar hat Schweden mit Bestimmtheit wieder einen Anwärter auf einen der Top-Plätze im Call Me Appetite-Jahresranking. What’s That Perfume That You Wear, der erste Appetizer, obwohl musikalisch eher locker flocker und sommerlich, gefällt schon mal sehr. Man darf gespannt sein.
Traditionell läutet der heutige Song des Tages bei Call Me Appetite das Ende des Sommers ein. Wird langsam aber auch Zeit, dass sich die Temperaturen jahreszeitgerecht einpendeln und ich auch endlich mal wieder einen Parka oder schwere Boots tragen kann und ganz wichtig, nicht mehr jede Nacht schweissnass erwache. Trotzdem werde ich mich gerne an den Sommer 2016 zurückerinnern. Europameisterschaft, Milano, zahlreiche Negroni, Konzerte, Ausflüge in die Berge, ja generell in der Schweiz rumgondeln und der Zürcher Stadtsommer sind nur ein paar wenige Highlights einer wirklich prächtigen Zeit. Eine Zeit, die es in dieser Form bald nicht mehr geben wird.
Federico Albanese, wie der Name schon impliziert, ist ein junger Mann italienischer Abstammung. Aus Norditalien, um geografisch genau zu sein. Man erzählt sich ja, dass die Menschen südlich von Rom die Landsmänner und -frauen nördlich der ewigen Stadt nicht ausstehen können. Das gleiche Spiel dann auch umgekehrt. Dieses Detail nur mal so am Rande. Wer nun doch mal öfters hier bei Call Me Appetite‘s fabelhaften Welt vorbeischaut, der vermutet hinter dem Künstler, auch wenn der Songtitel für einmal auf Englisch ist, einmal mehr die klassische Call Me Appetite-mag-Italo-Schnulze. Also Musica garniert mit ganz viel Emozioni und Amore. Wer es dann aber auch tatsächlich wagt den Play-Button im angehängten Clip zu aktivieren, den erwartet zwar auch viel Emozioni, besonders wenn sich die Musik nach gut drei Minuten unaufhaltsam dem Höhepunkt nähert. Albanese‘s Musik hat dann aber mit italienischen Canzoni etwas so viel gemeinsam, wie Berlusconi mit ranziger Salami aus der Lombardei. Denn, auf The Blue Hour entführt der gute Federico den Zuhörer auf eine 47 minütigen Kopfkino-Reise mit äusserst traumwandlerischer Filmmusik die sich irgendwo zwischen Klassik und Ambient einpendelt. Eine wahre Freude da lauschen zu dürfen.
Heute vor 6 Jahren startete ich frohen Mutes diesen Blog. Ziel war ganz klar das Erreichen der Weltherrschaft. 6 Jahre später muss ich dann halt doch zugeben, dass ich im Leben einmal mehr grandios gescheitert bin.
Der Radiosender SRF3 begibt sich diese Woche unter dem Motto Bälpmoos, New York, Tokio auf die Spuren von Schweizer Musik im Ausland. U.a. gab es bereits hörenswerte Features mit Kurt Maloo von Double (The Captain Of Her Heart), Sportsguitar und den Young Gods, resp. Franz Treichler zu hören. Kurz angeschnitten wurden auch die Hardrocker China, die 1989 eine veritablen Hit inkl. ziemlich gutem Album hatten, dann aber doch am Schweizer Bünzlitum scheiterten und es nie gross über die Landesgrenzen hinausschafften. Für den jungen Call Me Appetite – immerhin ehemaliger Inhaber der signierten CD von Sign In The Sky– damals ein mittelgrosser Skandal.
Zu hören gibts auf Django Django‘s Debüt verrückten Artpop mit Surf- und Westerngitarren, elektronische Spielereien und vielerlei anderer Firlefanz fernab vom Mainstream. Eine ziemlich moderne Sound-Bastelei, welche auch über das nötige Gespür für grosse Melodien verfügt, was ja bei komplexer Musik dieser Art nicht immer selbstverständlich ist.
Also, wer schon immer wissen wollte, wie die Talking Heads oder eine leicht modifizierte Version der Beta Band heute klingen würden, der höre sich nun schnurstracks den Wahnsinn von Call Me Appetite’s temporärer new fucking favorite Band an.