War heute, wie meist, noch sehr früh und vor allem dunkel, als ich die heilige Schlafhalle zum Pflegen meiner streng sozialistischen Abläufe wie Duschen, viel Kaffee trinken und Kind 1 wecken verliess. Letzteres erübrigte sich dann von selbst und so wurde die meist nur von Musik begleitete erste Kaffeezufuhr zusammen mit Kind 1 am Küchentisch verbracht. Auf Kommando stellte Siri artig die Musik im Shuffle-Modus ein und lag gleich mit der ersten Auswahl goldrichtig. Die logische Konsequenz daraus: die Ernennung zum Song des Tages. Ich war dann gleich so von R.E.M. angefixt, dass ich der sogenannten intelligenten Software im Anschluss den Auftrag erteilte, das Album Monster in voller länge abzuspielen. Und da Kind 1 für den allmorgendlichen Milchkonsum auch seine Zeit braucht, durften Michael Stipe und Mannschaft fast alle Monsterhits für uns spielen.
Monster von R.E.M. schlug damals nach dem sehr popig-folkigen Überseller Automatic for the People wieder etwas lautere und schrägere Töne an und brachte in der langen Karriere der Band wohl auch die grösste Ansammlung an paradox-klanglichen Überraschungen hervor. Trotz (oder genau wegen) der “Experiemente” sind die zwölf sublimen und selbstbewussten Aufnahmen ausnahmslos Meisterwerke. Manchmal braucht es auch gar nicht allzu viel. Drei Akkorde in vier Minuten, verzerrte Gitarren sowie Michael Stipes kryptische Phrasierung. Der Rest ergab sich von selbst. Monster brachte R.E.M nebst viel Kritiker Lob, auch ziemlich anständige Verkaufszahlen ein und manifestierte damals ihren Ruf zu den wichtigsten Bands der Zeit zu gehören.
Bald 25 Jahre nach Release gehört das Album noch immer zu meinen liebsten drei R.E.M.-Veröffentlichungen. Schliesslich werden mit Monster auch zahlreiche mehr oder weniger schöne Erinnerungen in Verbindung gebracht. Nostalgie nennt man das dann wohl. Egal.