Tag Archives: Akkordeon

Michaela Meise – Göttingen (2018; Ich bin Griechin)

Manchmal braucht es nicht viel. Im Fall der Michaela Meise neben Stimme und Text meist nur noch die Begleitung eines Akkordeons.  Es versammeln sich hier, der Albumtitel lässt es schon erahnen, nebst rumänischem Liedgut, vor allem griechische Chansons aus der Zeit der Militärjunta der 70er-Jahre. Erzählen tun sie uns vom Krieg, der Shoah und der Arbeitermigration, alles eingedeutscht und auch 2018 leider immer noch brandaktuell. Irgendwo mittendrin findet sich auch ein wunderbarer Schunkler, im Original von der französischen Sängerin Barbara, über die deutsche Universitätsstadt Göttingen, den ich hier der Leserschaft, als Appetizer auf dem Silbertablett servieren möchte. Alles in allem eine wuderbar stimmige und äusserst melancholische Platte (Platte stimmt hier für einmal wirklich, da nur auf Vinyl und in limitierter Form erhältlich), die ich jedem ans Herz legen möchte.

Leave a comment

Filed under Music, Musik, Politik, Song des Tages

Mario Batkovic – Quatere (2017; Mario Batkovic)

Mario Batkovic wäre ein passender Name für einen neuen Tatortkommissar. Sozusagen der lang verschollene jüngere Cou-Cousin vom Münchner Kommissar Ivo Batic. Wäre. Mario Batkovic ist weder Schauspieler noch Tatortkommissar, sondern ein virtuoser und ziemlich begnadeter Akkordeon-Spieler aus der Schweizer Hauptstadt Bern. Sein Riesentalent hat selbst ein gewisser Geoff Barrow, kreativer Kopf hinter dem Trip Hop-Legenden Portishead, erkannt und den ursprünglich aus Bosnien stammenden Musiker unter seine Fittiche genommen. Auf dem Barrow-hauseigenen Label Invada-Records wurde schliesslich vor gut 2 Wochen eine leicht upgedatete Version von Batkovics superben ersten Soloalbum aus dem Jahre 2015 wiederveröffentlicht. Batkovics düstere und kleinmotivige, rein instrumentale Liedmuster erinnern darauf sehr an die Minimal Music eines Philip Glass oder Steve Reich, also an die grossen Atmosphäriker des Repetitiven. Der Monotonie wird jedoch mit fulminanten, aber immer äusserst eleganten sowie fast schon poetischen Spannungsbögen und Improvisationen Paroli geboten. Final abgeschmeckt mit einem ordentlichen Schuss Schweizer Anarchie.
Mario Batkovic spielt übrigens diesen Samstag am Zürcher M4Music-Festival. Ein Onlinekritiker, der im vergan­genen November Mario Batkovics Soloauftritt am Le Guess Who?-Festival in einer alten Kirche im niederländischen Utrecht gesehen hatte, wollte anschliessend gleich nach Hause gehen. “Ich konnte mir einfach keine Steigerung mehr vorstellen”, schreibt er schwärmerisch. Wie eine Todesfee habe der Akkordeonist aufgespielt. Man darf also gespannt sein.

6 Comments

Filed under Music, Musik, Song des Tages

Mano Solo – Pas du Gateau (1993; La Marmaille Nue)

Mit einem Akkordeon verzaubert derzeit in den frühen Abendstunden ein vom Leben gezeichneter Strassenmusiker das gestresste Pendlervolk an der Zürcher Tramstation Sihlquai/Hauptbahnhof. Menschen, die die nötige Portion Ruhe und Entspanntheit aufweisen und auch mal das eine oder andere Tram vorbeifahren lassen, wähnen sich mit etwas Fantasie, bei der doch mal etwas anderen vorweihnachtlichten Berieselung, gar in den dunklen Seitenstrassen von Paris oder in einer der zahlreichen und verrauchten Kneipen am Hafen von Marseille. Schön!

Gezeichnet vom Leben resp. von seiner Drogensucht und der daraus resultierenden Aidskrankheit war auch der französische Musiker Mano Solo. Vor allem seine ersten beiden Alben sollte man doch mal gehört haben. Gekonnt werden da Stilrichtungen wie Musette, Gypsy-Jazz und Rockmusik mit heftigen und schmerzhaften Wortausbrüchen rund um Themen wie Einsamkeit, Traurigkeit und Rastlosigkeit kombiniert. Äusserst intensive Musik, die hervorragend in die dunklen Stunden des Lebens passen. Mit oder ohne Pastis.

Foto

Leave a comment

Filed under Foto, Music, Musik, Song des Tages