Es vergeht derzeit kaum ein Tag ohne Artikel über die aktuelle, einmal mehr ziemlich schwache U2-Scheibe sowie der dazugehörigen Abneigung gegenüber Weltverbesserer Bono. Nichts neues im unüberschaubaren Tal der Musik-Kritiker also. Naja, nicht ganz. Einen wirklich lesenswerten Artikel findet man in der Online-Ausgabe des Tages Anzeigers, welchen ich mir mehr aus Langeweile am Arbeitsplatz angetan habe, aber unbedingt empfehlen möchte. Als Appetizer gibts hier schon mal den letzten Abschnitt daraus….
«Ich engagiere mich für benachteiligte Menschen», hat Bono gesagt, «dann komme ich nach Hause und lebe wieder in üppigen Verhältnissen.» Und so halten es auch die meisten der westlichen Musikfans. Sie leben, in kleinerem Massstab, das genau gleiche Leben. Sie stellen ihre Arbeit «dem Meistbietenden zur Verfügung», optimieren ihre Steuerabzüge, spenden etwas Geld, unterschreiben da und dort eine Petition und wollen doch nur geliebt werden. Sie glauben, sie hassen U2, aber eigentlich hassen sie sich selbst.
Song des Tages, passenderweise, der vermutlich letzte wirklich gute Song der Mannschaft rund um und mit Bono V.
Interessante These, aber da geh ich nicht mit. Wer das grandiose Indie-Label SST in die Insolvenz prozessiert, wer sich Kriegsverbrechern wie GWB an den Hals schmeißt, wer die irische Regierung zu mehr Ausgaben für die Entwicklungshilfe nötigt, gleichzeitig aber durch ein niederländisches Steuerkonstrukt keinen Cent an den Staat Irland zahlt und wer zur Publikumsanbiederung im Münchner Olympiastadion mit einem Bastian-Schweinsdeppen-Dress rumläuft – so einer braucht sich nicht wundern, wenn ihn die ganze Welt für ein Arschloch hält.
Gleichwohl gebe ich zu, dass ich „Achtung Baby“ und „The Unforgettable Fire“ nach wie vor für hervorragende Aufnahmen halte, ich habe auch in früheren Jahren U2 zweimal konzertant besucht und wenn in meiner Jugend der DJ „Sunday Bloody Sunday“ auf den Teller schmiss war ich vom Tanzboden nicht mehr fernzuhalten. Das nennt man wohl Ambivalenz…. ;-)))
Viele Grüße,
Gerhard
wahre Worte, bei welchen es nichts zuzufügen gibt. Wobei: anbiedern tun sich mittlerweile ja viele Musiker beim Publikum. Selbst Belle & Sebastian gehören mittlerweile dazu, machen auf superhappy und holen Leute aus dem Publikum, welche mit Lippenstift den Mund vom Sänger bemalen dürfen. Ist aber ne andere Baustelle und natürlich nicht mit einem Gutmenschen wie Bono zu vergleichen. Immerhin behauptet er nicht, verantwortlich für den Fall der deutschen Mauer zu sein. Übrigens ähnlicher Trottel: Bob Geldof.
Da geb ich Dir Recht, Geldof sehe ich genauso. Aber auch hier: hat auch ein paar gute Platten gemacht…
wobei das mit den gesparten Steuern: er spendet die sicher einem afrikanischen Hilfswerk ;-). Egal.
Wer einen Song wie “One” in die Welt stellt, ist wahrscheinlich kein durch und durch schlechter Mensch…..;-))
Das Interview mit Bono in der aktuellen ZEIT ist auch wieder unsäglich. Zur Kritik bezüglich der iTunes-Aktion meinte er unter anderem: “Die Botschaft ist doch: Wir beschenken Menschen, denen Musik noch etwas bedeutet”. 500 Mio iTunes-Nutzer, die alle große Musikliebhaber sind – ich muss wohl inzwischen unter Wahrnehmungsstörungen leiden… ;-)))
vermutlich hat er nur noch ein Ziel: dem, im nächsten Jahr aktualisiert erscheinenden Duden (Wörterbuch der Synonyme) unter Grössenwahn aufgeführt zu werden. Schade eigentlich. Ich mochte lange lange die Musik von U2 und höre mir die Platten bis und mit Achtung Baby auch heute noch sehr gerne an. Aber ja, es gibt ja noch andere Spinner, die irgendwann abgehoben sind. Da ist er definitiv nicht der einzige.
Sehe ich auch so. Vor allem die alten Scheiben waren einfach zu gut, als dass man den Deppen einfach ignorieren könnte….;-))